Historisches Militärkonzert (CD)
Konzert anlässlich der 750 Jahr Feier Berlins am 22. August 1987 auf dem Gendarmenmarkt in Berlin.
Diese CD ist eine Neuauflage der 1988 erschienenen Langspielplatte.
Musikkorps der NVA und der Grenztruppen der DDR gestalten zur 750-Jahr-Feier Berlins auf dem Platz der Akademie vor dem Ost-Berliner Schauspielhaus ein Historisches Militärkonzert. Unter Stabführung von Oberst Musikdirektor H. Häcker bieten das Zentrale Orchester der NVA, das Stabsmusikkorps und der Spielmannszug der Stadtkommandantur Berlin, die Stabsmusikkorps der Teilstreitkräfte der NVA und der GT der DDR, das Orchester der Militärmusikschüler (Prora) sowie zehn weitere Musikkorps ein mitreißendes Militärkonzert - zum Teil in farbenprächtigen historischen Uniformen. Die militärhistorische Beratung liegt in den Händen von Oberst Dr. Manfred Lachmann. Für die Dramaturgie zeichnen OSL d.R. Jochen Winkler, OSL Horst Unger und Adelheid Fritz verantwortlich.
Es wirkten mit:
Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee, Stabsmusikkorps und Spielmannszug der Stadtkommandantur Berlin, Stabsmusikkorps der Landstreitkräfte, Stabsmusikkorps der Luftstreitkräfte, Stabsmusikkorps der Volksmarine, Stabsmusikkorps der Grenztruppen, Musikkorps aus Dresden, Eggesin, Erfurt, Halte, Neubrandenburg, Potsdam, Schwerin, Peenemünde, Magdeburg, Suhl und die Fachrichtung Militärmusik der Militärtechnischen Schule.
Einlegertext
Historisches Militärkonzert
Die hier vorliegende Aufnahme entstand 1987. Bei der Aufführung dachten die Interpreten wahrscheinlich nicht daran, daß drei Jahre später auch ihre Uniform nur noch einen historischen Wert besitzen würde. Auf dieser CD musizieren 700 Militärmusiker der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR. Der Dirigent ist Oberst GMD Heinz Häcker. Die Produktion fand live im Freien statt. Genauer gesagt im 750-jährigen Berlin auf dem alten Gendarmenmarkt.
Zunächst übten die Spielleute und Musiker aus 16 Musikkorps und der Fachrichtung Militärmusik in ihren Standorten neben dem ohnehin umfangreichen Militärmusikdienst. Eine Woche probten sie dann gemeinsam in einem Berliner Stadion für das Finale. Wolkenverhangen war der Himmel an diesen Tagen und immer wieder Regen, Regen. Wie sollte bei dieser „Begleitmusik“ die Rechnung aufgehen? Der musikalische Gesamtleiter Heinz Häcker und Regisseur Jochen Winkler ließen sich nicht entmutigen, denn auf ihre Musikanten konnten sie sich verlassen.
Und dann kam der 22. August 1987, 22.00 Uhr. Es war eine lauschige Sommernacht, wie sie schöner nicht sein konnte. Erwartungsvolle Stille auf dem prall gefüllten Platz. Im gleißenden Licht der Scheinwerfer erstrahlte die ganze Schönheit der Architektur des wiederaufgebauten Schinkelschen Schauspielhauses, flankiert vom Französischen und Deutschen Dom. Eine Faszination, die Zuschauer und Musiker gleichermaßen ergriff.
Mit dem 10. Glockenschlag vom Turm des Roten Rathauses erhob Heinz Häcker den Taktstock und auf der imposanten Freitreppe setzten auf 9 Reihen je 25 Musiker ihre Instrumente zum Spiel an. Links und rechts auf Podien die Holzbläser und Lyren. Von den Galerien der beiden Dome grüßten Trompeter. Eine Formation von 250 Spielleuten und Musikern in historischen Uniformen aus unterschiedlichen geschichtlichen Epochen verlieh der Atmosphäre noch zusätzlichen Reiz.
Hören Sie hinein in das Programm und erfreuen Sie sich an den Signalen, Liedern, Märschen, sinfonischen Werken und heiteren Weisen, die über Jahrzehnte, ja über Jahrhunderte hinweg große Popularität erlangten. Der Bogen spannt sich von den Feldschritten aus dem 16. Jahrhundert, über Kompositionen von Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber, Walter von Simon, Erik Eriksson, Alwin Müller, von Johann Strauß und Walter Kollo, von Paul Dessau, Ernst Hermann Meyer, Gerhard Baumann, Alfred Pechau, bis zu der im 20. Jahrhundert weltbekannt gewordenen Festmusik „Für den Frieden der Welt“ von Dimitri Schostakowitsch.
Der Mittelteil des Programms enthält bekannte Militärmärsche, die nach der Gründung Preußens vor 300 Jahren aber auch in anderen deutschen und europäischen Ländern entstanden und ein lebendiger Teil deutschen Kulturgutes geblieben sind. Wie der „Marsch 1837 aus Petersburg“ (von gewitzten Berlinern mit dem Text bedacht „Denkste denn, denkste denn, du Berliner Pflanze ...“) oder der Radetzky-Marsch vom Walzerkönig Johann Strauß dienten einige von ihnen nicht nur als Gebrauchsmusik für Soldaten, sondern erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. Der historische Streifzug von Heinz Häcker bietet eine musikalische Breite und Vielfalt, wie sie bis dahin bei großen Platzkonzerten der Orchester der NVA nicht dargeboten wurde. Zu den musikalischen Leckerbissen gehören die Kavalleriemärsche, die in der gewohnten Infanteriebesetzung gespielt werden.
Das Kabinettstück des Konzerts „Der Dessauer Marsch“. Das Trompetensolo schmetterte im wahrsten Sinne des Wortes Gerd Fischer als Gast vom Gewandhausorchester Leipzig. Seine einzigartige, teilweise von der bekannten Interpretation abweichende Form, begeisterte nicht nur die Zuhörer, sondern spornte auch die über 700 mitwirkenden Militärmusiker zu einer herausragenden Musizierweise an. Der unvergeßliche Musikabend fand mit dem Signal des kleinen Zapfenstreichs dreimal hintereinander und in verschiedenen Tonarten von den Domkuppeln und auf der großen Freitreppe im Wechsel geblasen, einen zauberhaften Ausklang.
Die künstlerische Gesamtleistung entsprang der Klangfülle aus dem harmonischen und zugleich pointierten Zusammenspiel des vereinten Klangkörpers, der Qualität des nuancenreichen Spiels der Solisten, Register und Formationen, sowie einer bestechenden Exaktheit in der Ausführung. Das 75 Minuten dauernde Programm war auch deshalb außergewöhnlich, weil es von den Musikern auswendig gespielt wurde.
Bei der umfangreichen künstlerischen und organisatorischen Vorbereitung konnte Heinz Häcker gemeinsam mit dem Regisseur und Choreographen Oberstleutnant a.D. Jochen Winkler auf die motivierte Mitarbeit erfahrener Experten bauen, unter ihnen Musikinspizient Oberst Eberhard Schröder, Oberstleutnant Horst Unger und Oberst Dr. Manfred Lachmann, militärhistorische Beratung. Die musikalische Qualität des vereinten Klangkörpers wäre nicht denkbar gewesen ohne die gediegene Fachausbildung in den heimatlichen Musikkorps, für die sich deren langjährige Leiter Oberst a.D. GMD Gerhard Baumann, Oberstleutnant a.D. MD Ernst Rembach, Oberst a.D. GMD Horst Hoffmannbeck, Kapitän z.S. a.D. MD Ludwig Schmidt, Fregattenkapitän MD Walter Hoffmann, Oberstleutnant MD Walter Fiedler, Oberstleutnant MD Jürgen Roland, Oberstleutnant MD Hanns Kochanowsky, Stabsoberfähnrich Günter Bodenstein u.v.a.m. verdient gemacht haben und die kontinuierlich weitergeführt wurde von der jüngeren Dirigentengeneration um Oberstleutnant Bernd Zivny, Oberstleutnant Bernd Männel und Hauptmann Lutz Bammler. (Die drei letztgenannten sind nunmehr bereits über 10 Jahre Leiter von Musikkorps der Bundeswehr).
Heinz Häcker
Am 15. Juli 1931 in Jena geboren, begann mit 10 Jahren Violine zu spielen. Später kam die Klavierausbildung hinzu. Sein Hauptinstrument aber wurde die Trompete, und sie ließ auch seine Liebe zu sinfonischer Blasmusik wachsen. An der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar erhielt er eine fundierte künstlerische Ausbildung. Nach dem Studium führte der Weg zum Staatlichen Volksmusikensemble und zum Volkspolizeiorchester nach Berlin. 1960 trat er als Berufssoldat in die Nationale Volksarmee ein. Sein Dienst als Militärmusiker im Stabsmusikkorps Berlin war bis 1964 mit einem Dirigentenstudium an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ verbunden. Danach assistierte er ein Jahr dem Chef vom Stabsmusikkorps Rostock, um anschließend das Musikkorps Peenemünde zu übernehmen.
Wie so oft im Militärwesen, die Planstelle wurde für ihn nicht frei. Anstelle der in Aussicht gestellten Marineuniform erfolgte die Versetzung zu den Landstreitkräften als Leiter vom Musikkorps Eggesin, wo er ein Jahrzehnt Truppenerfahrung im wahrsten Sinne des Wortes sammeln konnte. 1975 wurde ihm die Leitung des Berliner Stabsmusikkorps übertragen. Seine Vorliebe für konzertante Musik paarte sich nun mit dem harten Alltag der Berliner Zeremoniellaufgaben. Wahrscheinlich rührt daher auch sein ausgezeichnetes Geschick, militär-musikalische Programme in einem breiten Spektrum anzusiedeln. 1978 avancierte er zum Stellvertreter von Oberst GMD Gerhard Baumann, dem verdientermaßen eine ganze Ära in der sinfonischen Blasmusik zugeordnet wird. 1983 übernimmt Heinz Häcker das Erbe und wird neuer Leiter des Zentralen Orchesters der NVA. Mit dem Historischen Militärkonzert gelang ihm eine unverwechselbare künstlerische Meisterleistung. Seine Handschrift weckte auch die Neugier der internationalen Fachwelt. 1988 und noch einmal im September 1990 nimmt er mit seinem Stammorchester am Musikfest „The Swedish Army Tatoo“ in Strägnä teil.
Im Einführungstext einer schwedischen Schallplatte mit Musik vom Zentralen Orchester schrieb Staffan Skott: „Mächtiger Klang, Iyrische Präzision und eine überwältigende Vielfalt des Repertoires - vom Big-Band-Jazz bis zur klassischen Musik - hochgradige Kunst, dargeboten von echten Musikanten. Nur wenige Musikkorps in der Welt liegen in dieser Klasse. Diese Musiker halten dem Vergleich mit den besten Sinfonieorchestern stand. Die ostdeutsche Militärmusik war ein spannendes Kapitel“.
Am 30. September 1990, wenige Tage vor der Wiedervereinigung Deutschlands, wird Heinz Häcker wie alle Berufssoldaten der NVA, die über 50 Jahre alt sind, entlassen. Den Dirigentenstab übergibt er für ein kurzes Intermezzo an seinen Stellvertreter Oberstleutnant Bernd Zivny. Das Historische Militärkonzert von 1987 - in der wechselvollen Geschichte der deutschen Militärmusik nur ein Augenblick, allerdings einer, der Freunde dieser Kunst, ältere und jüngere, immer wieder zum Verweilen einladen dürfte. Peter Steurich (2001)
Titelliste
Track | Titel | Komponist | Zeit |
---|---|---|---|
1 | Festfanfare „Berlin - Stadt des Friedens“ | Gerhard Baumann | 1:04 |
2 | Präsentiermarsch der Nationalen Volksarmee | Alfred Pechau | 1:29 |
3 | Heimat, wir lassen dich nicht | Ernst Hermann Meyer | 3:25 |
4 | Mit pfeifen und mit trummen
|
unbekannt | 2:10 |
5 | Schwedischer Reitermarsch
(Finska Rytteriets Marsch) |
unbekannt | 3:39 |
6 | Der Pappenheimer Marsch | unbekannt | 1:33 |
7 | Kürassiermarsch Großer Kurfürst | Walter von Simon | 3:55 |
8 | Mit Pauken und Trompeten
|
unbekannt | 6:59 |
9 | Der Dessauer Marsch | unbekannt | 5:23 |
10 | Der Torgauer Parademarsch | Joachim Scholz | 3:03 |
11 | Marsch des Leib-Garde Preobrashenski-Regiments | unbekannt | 1:05 |
12 | Hell die Hörner erschallen
|
unbekannt | 2:45 |
13 | Marsch 1837 aus Petersburg | Erik Eriksson | 2:24 |
14 | Parademarsch der 18er Husaren
(Großenhainer Marsch) |
Alwin Mülter | 2:52 |
15 | Radetzky-Marsch | Johann Strauß I | 2:30 |
16 | Unter'n Linden | Walter Kollo | 2:35 |
17 | Vorwärts, du junge Garde
|
Trad. (1+2), Paul Dessau (3) | 4:34 |
18 | Dank euch, ihr Sowjetsoldaten | Ernst Hermann Meyer | 0:55 |
19 | Lied der Partei | Louis Fürnberg | 1:05 |
20 | Jung sind die Linden und jung bleibt Berlin
|
|
3:07 |
21 | Für den Frieden der Welt | Dimitri Schostakowitsch | 1:26 |
22 | Signal - Zapfenstreich | 1:16 |