Flottenparade
Flottenparade | |
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Interpret: | Stabsmusikkorps der Volksmarine |
Plattenfirma: | BARBArossa Musikverlag |
Erscheinungsdatum: | 2005 |
Typ: | CD, Album |
Katalognummer: | EdBa 01432-2 |
Labelcode (LC): | 04022 |
EAN Barcode: | 4 019774 143222 |
Beteiligt: | Fotos: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Cover-Design: Frank Lietz |
Einlegertext
Flottenparade
Es ist eine Besonderheit der Marinemusik, daß es zu allen Zeiten so etwas gegeben hat wie eine maritime Verbundenheit und ein entsprechendes Repertoire. Selbst in den Zeiten des Kalten Kriegs überbrachte beispielsweise das Stabsmusikkorps der Polnischen Seekriegsflotte klingende Grüße an die weltberühmte Marinierskapel der Niederlande anläßlich deren 25-jährigen Bestehens. Noch etwas ist der Marinemusik überall auf der Welt gemeinsam: das ist die besondere Attraktivität des „dunkelblauen Tuchs“, besonders entfernt von der Küste und wo immer Marinemusiker auftreten, entfachen sie wahre Begeisterungsstürme.
Die Musik bei den seefahrenden Nationen reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück, allerdings ging es ursprünglich um Signalisten oder Trommler, zum Umsetzen der seemännischen Befehle auf den Schiffen. Erste kleine Marineorchester sind gegen Ende des 18. Jahrhunderts nachweisbar; sie werden in der Regel von den Offizieren finanziert. Deutschland blieb von dieser Entwicklung zunächst unberührt, denn erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur Aufstellung der preußischen Marine. Die Musik folgte dieser Maßnahme naturgemäß zeitversetzt, denn erst am 28.10.1871 verfügte Kaiser Wilhelm I. die Aufstellung eines ständigen Marinemusikkorps in Wilhelmshaven. Diese 32 Musiker zählende Kapelle, das Musikkorps der II. Matrosendivision, leitete als erster Kapellmeister Carl Latann, dessen zündender Marsch „Frei weg“ noch heute zum eisernen Bestand deutscher Militärmusik zählt und auch in der DDR heimisch war (vgl. EdBa 01430-2).
Mit der Aufstellung der Nationalen Volksarmee am 01.03.1956 wurden aus der VP-See die Seestreitkräfte der NVA. Im Rahmen einer großen Flottenparade am 03.11.1960 wurde den Seestreitkräften schließlich der Name Volksmarine verliehen, der an den Kieler Matrosenaufstand des Jahres 1918 erinnern sollte.
Die 50 Musiker des Stabsmusikkorps der Volksmarine aus Rostock wurden schnell zum klingenden Aushängeschild der Volksmarine, das wie bei Orchestern dieses Formats neben dem Militärorchester verschiedene kleine Ensembles umfaßte wie eine Bläsergruppe, die Rostocker Bordmusikanten, eine Shanty- und Gesangsgruppe sowie ein Bläserquintett. Auch die Aufgabenstellung des Stabsmusikkorps ist der von Militärmusikkorps anderer Staaten in vergleichbarer Stellung weitgehend identisch.
Dazu gehörte die Betreuung von Angehörigen der Volksmarine, die Durchführung militärischer Zeremonielle und von Vereidigungen, die Teilnahme an Paraden und Großkonzerten, die musikalische Umrahmung von Flottenbesuchen, die Teilnahme an der Ostseewoche u.a.m.
Es kann nicht übersehen werden, daß die Tätigkeiten des Stabsmusikkorps aufgrund seines Rufes nicht nur an der Küste einen musikalischen Aktivposten darstellten. Dem Stabsmusikkorps waren vorgegeben „die Pflege und Verbreitung sozialistischer Militärmusik, des Arbeiterkampfliedes und neuer Soldatenlieder“.
Selbstverständlich aber umspannte das Repertoire der Musiker aus Rostock die gesamte Palette bläserischer Musik, wie es auch für die Marinemusik anderer Staaten anzutreffen ist, also Konzert und Klassik, Oper, Operette und Musical. Daneben naturgemäß auch Schlagermelodien, Shanties, Matrosenlieder und Melodien aus Staaten des Warschauer Paktes. Es muß wahrscheinlich auch nicht besonders unterstrichen werden, daß Lieder und Märsche Vorrang hatten, die dem maritimen Milieu besonders entsprachen, wobei viele der Kompositionen, mit denen das Stabsmusikkorps bei seinen Auftritten zu begeistern verstand, im Musikkorps selbst entstanden waren.
Konzertreisen in der DDR sowie Auslandseinsätze in Polen oder der Sowjetunion waren selbstverständlich beste Mittel für das, was man heute mit Public Relations umschreibt; sie trugen nicht unwesentlich zum Ruf der Musik in der Volksmarine bei. Die vorliegende CD „Flottenparade“ spiegelt das besondere Repertoire des Stabsmusikkorps der Volksmarine wider. Dort sind deshalb Märsche vertreten, die einzelnen Flottillen gewidmet waren, wie der für die 1. Flottille in Peenemünde oder der 4. Flottille in Rostock-Warnemünde sowie der zündende Präsentiermarsch der Volksmarine.
Hier ist einzuflechten, daß die Marschliebhaber im Westen die NVA um ihre schwungvollen neuen Präsentiermärsche stets beneidet haben, denn eine vergleichbare Entwicklung kennt die Bundeswehr nicht. Neben weiteren Märschen, die eindeutig der Volksmarine zuzuordnen sind, dominieren naturgemäß Kompositionen mit maritimen Titeln. Darunter sind auch etliche jener modernen Märsche der NVA, die gleichfalls unter Fachleuten im westlichen Europa Anerkennung fanden. Nicht zu überhören sind etliche Beispiele aus dem unterhaltenden Repertoire, besonders jene, in denen das Stabsmusikkorps seine Solisten präsentieren konnte.
Zusammenfassend kann man ohne Zögern einer Passage aus dem Hüllentext einer vor Jahren erschienen LP des Stabsmusikkorps zustimmen: „Wo immer die beliebten Militärmusiker der Volksmarine an Land gehen ... blasen sie alsbald mit den ersten schwungvollen Takten eine frische Brise Meeresluft unter die Zuhörer und übertragen sie Optimismus und Lebensschwung“.
Werner Probst (im August 2005)
Geschichte der Volksmarine
Volksmarine ist die Bezeichnung für die Seestreitkräfte der DDR. Sie war Teilstreitkraft der 1956 gegründeten Nationalen Volksarmee. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges begann die UdSSR frühzeitig, die Aufrüstung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren DDR voranzutreiben.
Bereits ab 1950 wurde mit Unterstützung sowjetischer Offiziere die Hauptverwaltung Seepolizei aufgebaut, die am 1. Juli 1952 in Volkspolizei-See (VP-See) umbenannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde aus Teilen der bisherigen Seepolizei eine neue Grenzpolizei-See, die die Grenze der DDR zu sichern hatte, als Teil der seit 1946 bestehenden Grenzpolizei ausgegliedert. Die VP-See soll Ende 1952 bereits 8.000 Mann gehabt haben.
Mit Aufstellung der Nationalen Volksarmee (NVA) wurde am 1. März 1956 aus der VP-See die Verwaltung Seestreitkräfte der NVA mit zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 10.000 Mann. Auf Beschluß des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 19. Oktober 1960 wurde den Seestreitkräften der NVA am 3. November 1960 im Rahmen einer großen Flottenparade der Name „Volksmarine“ verliehen. Mit dieser Benennung sollte an den Kieler Matrosenaufstand 1918 und die damalige kommunistische Volksmarinedivision erinnert werden.
In den folgenden Jahren erhielt die Volksmarine eine größere Anzahl von Schiffen, die zum größten Teil auf Werften der DDR gebaut wurden. Lediglich einige Kampfeinheiten, die sogenannten Küstenschutzschiffe und ein Teil der Schnellboote, stammten aus der Sowjetunion und einige Hilfsschiffe wurden in Polen gekauft. Hinzu kamen Hubschrauber sowjetischen Typs. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde die Grenzbrigade Küste der Grenzpolizei (GBK) der Volksmarine unterstellt.
1965 wurde die Volksmarine umgegliedert, und alle Stoßkräfte, das heißt die Schnellbootverbände, wurden in der 6. Flottille auf der Halbinsel Bug bei Dranske auf Rügen zusammengefaßt. In den 1970er Jahren war die Volksmarine auf etwa 18.000 Soldaten angewachsen. In den 1980er Jahren wurden Teile des Schiffsbestandes erneuert, außerdem erhielt die Volksmarine Jagdbomber sowjetischen Typs.
Am 2. Oktober 1990 wurde die Volksmarine, wie auch alle anderen Streitkräfte der NVA, aufgelöst. Ein Teil der Soldaten wurde in die Bundesmarine (ab1990: Deutsche Marine) übernommen, Teile der GBK vom Bundesgrenzschutz übernommen. Der Großteil der Technik, Schiffe und Boote wurde verschrottet oder verkauft, nur wenige kleinere Hilfsschiffe sind noch heute in Betrieb.
Aufgaben der Volksmarine
Die Volksmarine war in den Warschauer Pakt als Teil der Vereinigten Ostseeflotten eingebunden, ihr Operationsgebiet waren die Ostsee und die Ostseeausgänge. Sie hatte die Aufgabe, den Seeweg über die Ostsee für sowjetische Verstärkungen freizuhalten und sich an offensiven Operationen gegen die Küsten gegnerischer Staaten in der Ostsee zu beteiligen. Dafür standen ihr einerseits ihre leichten Seestreitkräfte wie U-Boote-Abwehrschiffe, Schnellboote und Minensucher und andererseits ihre Landungsschiffe zur Verfügung.
Der Routinedienst der Volksmarine war von ständiger hoher Einsatzbereitschaft gekennzeichnet. Hinzu kam die umfangreiche Aufklärungstätigkeit gegenüber den NATO-Marinen in der Ostsee. Für diesen Vorpostendienst waren ständig Fahrzeuge, meist Minensuchschiffe, in See. Besondere Aufklärungsschiffe dienten der elektronischen Überwachung und Aufklärung anderer Marinen.
Eine besondere Rolle kam der 6. Grenzbrigade Küste (GBK) bei der Verhinderung von Republikflucht zu. Die GKB war der Volksmarine seit dem 1. November 1961 unterstellt und verfügte über eine größere Zahl von Patrouillenbooten und eine Beobachtungsorganisation an Land. Die GBK gehörte organisatorisch nicht zu den Grenztruppen der DDR, die ihrerseits Bootsverbände auf der Elbe unterhielten. Die Dienstgrade der GBK und der Bootsverbände der Grenztruppen entsprachen denen der Volksmarine, die Uniformen unterschieden sich nur durch kleinere Kennzeichen.
Organisation der Volksmarine
Die Volksmarine wurde vom Kommando in Rostock-Gehlsdorf geführt und gliederte sich (Stand etwa 1985) in:
- Die 1. Flottille in Peenemünde
- Die 4. Flottille in Rostock-Warnemünde
- Die 6. Flottille auf Bug bei Dranske
- Die 6. Grenzbrigade Küste
Außerdem gab es:
- Ein Marinehubschraubergeschwader (MHG-18), stationiert in Parow bei Stralsund
- Ein Marinefliegergeschwader (MFG-28) (zeitweise)
- Ein Marine-Pionierbataillon (MpiB-18)
- Ein Kampfschwimmerkommando (KSK-18)
- Ein Küstenraketenregiment (KRR-18)
- Ein Küstenverteidigungsregiment (KVR-18) (ab 1988)
- Den Seehydrografischen Dienst der DDR (SHD)
- Erprobungs- und Sondereinrichtungen
- Lehr und Ausbildungseinrichtungen
- Flottenschule „Walter Steffens“ Parow
- Offiziershochschule Schwedenschanze in Stralsund
Material der Volksmarine
An Schiffstypen und Flugzeugen waren vorhanden:
- Landungsboote, Landungsschiffe, Minenlege- und räumschiffe
- Minensuch- und räumschiffe, Torpedo- und Raketenschnellboote
- Raketenschiffe, Küstenschutzschiffe (Fregatten), U-Jagdschiffe
- Aufklärungsschiffe, Schulschiffe, Hilfsschiffe, Versorger, Spezialschiffe
- 3 Staffeln Kampfhubschrauber Mi-8, Mi-14 PL und Mi-14 BT
- Jagdbomber Typ MiG-23
Dieser Text unterliegt den Lizenzbestimmungen der GNU.
Titelliste
Track | Titel | Komponist | Interpret | Zeit |
---|---|---|---|---|
1 | Marsch der 1. Flottille | Ludwig Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:28 |
2 | Front nach Steuerbord | Henry Osik, arr. Otto Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:19 |
3 | Kurs seewärts | Josef Böhnisch | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
3:12 |
4 | Salut d’Argenteuil | Siegfried Bethmann | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:54 |
5 | An der Mole | Heinz Hegener | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
4:30 |
6 | Im Paradeschritt | Georg Thiel | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
1:39 |
7 | Frischer Wind | Heinz Otto | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
2:06 |
8 | Flottenparade | Ludwig Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
3:03 |
9 | Mönchsguter Fischertanz | Alfred Fritzsche | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
2:42 |
10 | Marsch der 4. Flottille | Ludwig Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:19 |
11 | Blaue Jungens, euch gehört die See | Walter Schaller | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:44 |
12 | Dippen Marsch | Werner Reimer | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
2:43 |
13 | Trompetenbagatellen | Otto Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:42 |
14 | Allzeit gute Fahrt | Wolfgang Latarius | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
2:10 |
15 | Alle Leinen los | Ludwig Schmidt, arr. Werner Reimer | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:52 |
16 | Freundschaftstreffen | Siegmund Goldhammer | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Korvettenkapitän MD Walter Hoffmann |
2:12 |
17 | Unsere Volksmarine | Ludwig Schmidt, arr. Werner Reimer | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:37 |
18 | Präsentiermarsch der Volksmarine | Ludwig Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Dirigent: Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:09 |