Der Tambour/Ausgabe 1970 07
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3. Jahrgang, Ausgabe Juli 1970
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Erster Meistertitel nach Mühlhausen
■ Prof. Dr. Buggel eröffnete 1. Meisterschaft der DDR
■ Herzliche Aufnahme durch Apoldaer Einwohner

In Anwesenheit des Vizepräsidenten des DTSB Prof. Dr. Buggel, des Abteilungsleiters im DTSB-Bundesvorstand, Genosse Dr. Löbe, dem Sekretariat der Zentralen Spielleutekommission des DTSB sowie führenden Repräsentanten des politischen und gesellschaftlichen Lebens des Kreises und der Stadt Apolda, wurden am 3. Juli 1970 die ersten offiziellen Meisterschaften der Spielleute des Deutschen Turn- und Sportbundes eröffnet.
Zahlreiche Einwohner der gastfreundlichen Stricker- und Wirkerstadt hatten sich auf dem Marktplatz eingefunden, um an dem feierlichen Zeremoniell teilzunehmen.
Nach herzlichen Begrüßungsworten des Bürgermeisters, Herrn Hans Reichert, sprach Genosse Prof. Dr. Buggel zu den Spielleuten und Gästen.
Auf die zurückliegende Arbeit blickend schätzte er ein, daß die Spielleute des DTSB in der Wahlbewegung beispielhafte Ergebnisse erzielt haben und gegenwärtig dabei sind, die richtigen Schlußfolgerungen aus den Ergebnissen des IV. Turn- und Sporttages des DTSB und besonders der Botschaft des Genossen Walter Ulbricht zu ziehen.
Der erste Titel eines „Meisters der DDR“ ging dann im folgenden Wettkampf an den Spielmannszug der BSG Medizin Mühlhausen.
Unentbehrlich in der Ausbildung und eine große Stütze in der ständigen aktiven Tätigkeit unserer Spielmannszüge ist das
„MARSCHALBUM 1“
für Spielmannszüge des DTSB. Es ist für Schlagzeug, Flöte I, II und III jeweils getrennt beim Zentralversand des DTSB, 1017 Berlin, Bötzowstraße 31 erhältlich.
Bestellungen sind an diese Anschrift zu richten und werden sofort erledigt.
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Wismar, Berlin und Gernrode Sonderklassenneulinge

Zur Eröffnung der Ostseewoche in Rostock 1970 wurde das „1. Aufstiegsturnier zur Sonderklasse“ für Spielmannszüge der LK I durchgeführt. Elf Kollektive waren am Wettkampf beteiligt und es gab ein interessantes Ringen um die vorderen Plätze.
Während den Kollektiven der BSG Abus Dessau und der BSG Motor Köthen wegen Nichteinhaltung der Termine bereits vorher die Startberechtigung entzogen wurde, mußten die Spielmannszüge der SG Rothental und der BSG Aufbau Rathenow vom „Aufstiegsturnier“ ausgeschlossen werden, weil sie nicht an den Bezirksmeisterschaften 1970 teilgenommen hatten.
Vor Beginn des Wettkampfes gab es die verschiedensten Prognosen zum Ausgang des Wettkampfes und die Kollektive aus Wismar, Berlin, Karl-Marx-Stadt und Hirschfeld wurden am ehesten unter den Medaillengewinnern erwartet.
Die ausgeloste Startfolge sah bereits einen der Favoriten, die BSG Aufbau Karl-Marx-Stadt, am Start. Mit 47,95 Punkten war für den weiteren Verlauf des Wettkampfes der Maßstab gesetzt, daß der Spielmannszug, der unter die Ersten kommen wollte, zumindest in der Nähe dieser Punktzahl bleiben mußte.
Unmittelbar nach den Karl-Marx-Städtern erreichten die Spielleute der BSG Traktor Hirschfeld 48,30 Punkte und es blieb abzuwarten, mit welcher Punktzahl die nachfolgenden Favoriten den ersten Durchgang beenden. Wismar, Gernrode und Berlin übertrafen diese Punktzahlen noch und setzten sich damit noch an die Spitze.
Während die Spielleute der TSG Wismar, mit beruhigendem Vorsprung als letzter Zug startend, dem zweiten Durchgang entgegensehen konnten, war im vorderen Feld der plazierten Kollektive eine interessante Auseinandersetzung zu erwarten.
Waren die Plätze 4, 5, 6 und 7 heiß umstritten, so entspann sich zusätzlich zwischen Berlin und Gernrode ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die bessere Bewertung im Hauptpunkt 2 entschied am Ende für die Berliner und brachte damit die Silbermedaille.
Einen ausführlichen Bericht zum Aufstiegsturnier zur Sonderklasse bringen wir in unserer Augustausgabe.
Ergebnisse
1. TSG Wismar 52,05 Pkt., 2. SG „Ernst Thälmann“ Berlin 51,65 Pkt., 3. BSG Aufbau Gernrode 51,60 Pkt., 4. BSG Motor Altenburg 50,75Pkt., 5. SG Oberlichtenau 50,68 Pkt., 6. BSG Traktor Hirschfeld 50,53 Pkt., 7. BSG Aufbau Karl-Marx-Stadt 50,35 Pkt., 8. TSG Empor Dahme 48,93 Pkt., 9. BSG Einheit Wurzen 48,63 Pkt., 10. BSG Motor Stralsund 48,10 Pkt., 11. BSG Robotron Radeberg 46,40 Pkt.
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Wirkte sich die Nervosität auf die Urteilskraft aus?
PROGNOSEN, GEDANKEN, URTEILE
Eine immer wieder interessante Sache ist der Vergleich von Meinungen, Gedanken und Urteilen über bestimmte Ereignisse.
In Apolda befragte unsere Mitarbeiterin Hildegard Grieckschat die Stabführer der Spielmannszüge der Sonderklasse vor dem Wettkampf: „Welche Hoffnungen verknüpfen sie mit dem Titelkampf?“
Unmittelbar nach Abschluß der einzelnen Darbietungen bat sie diese Sportfreunde nochmals auf ein Wort: „Wie urteilt man jetzt?
Sportfreund Horst Schulze
(BSG Traktor Zabeltitz)
1. Unser Ziel ist der Klassenerhalt, mehr nicht.
2. Wir sind sehr zufrieden und froh.
Sportfreund Reiner Kammlott
(BSG Mansfeldkombinat)
1. Wir wollen den 6. Platz von 1968 verteidigen, aber es wird schwer.
2. Spielerisch sind wir zufrieden, doch es hätte besser ausgehen müssen.
Sportfreund Günter Rudolf
(BSG Stahl Brandenburg)
1. Vor allem in der Sonderklasse bleiben. Doch wenn möglich, den 4. Platz von 1968 verteidigen.
2. Das Niveau war sehr hoch. Unter diesen Umständen sind wir zufrieden.
Sportfreund Werner Kellner
(BSG Stahl Megu Leipzig)
1. Der Klassenerhalt wäre ein Erfolg.
2. Die Fehler lagen bei uns und wurden erkannt, leider zu spät.
Sportfreund Lothar Dietrich
(BSG Motor Lauchhammer)
1. Wir möchten den Titel verteidigen.
2. Was soll man in Anbetracht des harten Kampfes sagen. Wir sind zufrieden.
Sportfreund Heinz Gläsner
(BSG Medizin Mühlhausen)
1. Das Ziel ist, in der Spitze zu bleiben.
2. Wie ich jetzt urteile? Wir sind alle froh und glücklich.
Sportfreund
(BSG Traktor Luisenthal)
1. Ein vorderer Platz wird angestrebt.
2. Das Ziel wurde leider nicht erreicht.
Sportfreund Rolf Fräderich
(BSG Aufbau Brandenburg)
1. Als Neuling soll vor allem die Klasse erhalten werden.
2. Unsere Erwartungen wurden erfüllt.
Sportfreund Norman Saar
(BSG Motor Zeitz)
1. Die Trauben hängen sehr hoch. Dennoch möchten wir den 3. Platz von 1968 verteidigen.
2. Wir sind sehr zufrieden.
Sportfreund Gerhardt Stamm
(BSG Traktor Taucha)
1. Unser Wunsch wäre ein guter Mittelplatz.
2. Alle Vorstellungen übertroffen.
Sportfreund Werner Czerwinka
(SG Dynamo Halle)
1. Wir liebäugeln als Neulinge mit dem 7. Platz.
2. Wer könnte uns nicht verstehen — wir sind glücklich.
Sportfreund Werner Schwotzer
(BSG Motor Treuenbrietzen)
1. Die Sonderklasse soll gehalten werden.
2. Im 1. Durchgang waren wir von der negativen Bewertung durch das Kampfgericht sehr enttäuscht. Zum Glück reichte es am Schluß noch.
Sportfreund Heinz Koch
(BSG Stahl Hettstedt)
1. Ziel ist der 10. Platz.
2. Schade, daß zwei Kollektive im Wettkampf fehlten. Es wäre auf alle Fälle interessanter geworden.
Zieht man aus diesen Meinungen und Urteilen den Schluß, bleibt unweigerlich die Frage offen, war die Nervosität der Stabführer vor dem Wettkampf so groß, daß sie sich negativ auf die Urteilskraft einiger Sportfreunde auswirkte?
Denn wie hätte sonst Sportfreund Horst Schulze nur den Klassenerhalt vor Augen haben können, wo er weiß, wie leistungsstark sein Kollektiv ist. Der 5. Platz in der Endabrechnung spricht für sich. Oder Sportfreund Gerhard Stamm, der wie immer auf einen Mittelplatz orientierte, ohne ein höheres Ziels in’s Auge zu fassen? Gewiß, den Tauchaern fehlte es am regelmäßigen Training wie vielen anderen auch, doch die Freunde seines Zuges sind auch so Beherrscher ihres Instrumentes. Platz sechs drückt das deutlich aus.
Lassen wir abschließend die Fachexperten zu Wort kommen, die das gesamte Wettkampfgeschehen von der Tribüne betrachteten und beurteilten.
Kommission Spielmannszüge vor konkreten Schlußfolgerungen

Sportfreund Günther BODENSTEIN (Haupttechniker)
„Meine Erwartungen, die ersten Meisterschaften mit einem höheren Niveau zu erfüllen, haben sich voll und ganz erfüllt. Bereits die Rahmenveranstaltungen haben gezeigt, daß sich die Kollektive durch Festigung des Gemeinschaftssinns für größere Aufgaben qualifizierten.
Das technische Potential der Siegerzüge ist nach meiner Auffassung nicht mehr mit der Elle der Vergangenheit zu messen. Hier zeigt sich harte Arbeit in den Zügen. Auch wir müssen daraus unsere Schlußfolgerungen ziehen.“
Sportfreund Hans BRÜCKNER
Vors. Komm. SZ
„Disziplin und Leistungsstärke haben mich stark beeindruckt. Es ist zu wünschen, daß sich die schlechter plazierten Züge an den Spitzenkollektiven ein Beispiel nehmen, damit der Unterschied im Gesamtniveau nicht zu groß wird.“