Der Tambour/Ausgabe 1984 10: Unterschied zwischen den Versionen
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===== Frisch auf — beim großen Schützenfest ===== | |||
Der erste Lohneinsatz im Jahr war der alljährliche Faschingsrummel in Apolda. Bei diesem Spieleinsatz durften auch die Neuanfänger nach zweijähriger Ausbildung das erste Mal öffentlich auftreten. Diese Spielleute mußten 3 Pfeifermärsche, 3 Hornmärsche und 3 Musikmärsche völlig beherrschen. Dabei trugen die Spielleute bunte Faschingskostüme. | |||
Am ertragreichsten für den SZ war die Bespielung der Schützenfeste. In Apolda gab es zwei Schützengesellschaften, die Armbrust- und Büchsenschützengesellschaft Apolda. Diese Feste fanden im Juli und August statt und wurden in der Regel auf dem Vorplatz des neuen Schießstandes in der Hermstedter Straße in Verbindung mit Rummel und Volksbelustigungen abgehalten. So ein Schützenfest dauerte mehrere Tage, und die Spielleute hatten dabei folgende Einsätze durchzuführen: | |||
* Wecken der Vorstandsmitglieder und bestellte Ständchen bei finanzkräftigen Schützen an den Wettkampftagen | |||
* Bespielung der Eröffnungsveranstaltung | |||
* Abholung des Schützenkönigs des Vorjahres und Begleitung zum Wettkampfort | |||
* Frühschoppenkonzerte mit der Blasmusik an den Wettkampftagen | |||
* Bespielung des großen Festumzuges der Schützen | |||
Weitere Erwerbsquellen waren das Bespielen von Umzügen bei Kirmsen und Sommerfesten. Hier spielte selten der ganze Zug. Die Anzahl der Spielleute richtete sich nach dem Geldbeutel der Veranstalter. So kam es auch vor, daß nur 1 Tambour und 2 Hornisten „vermietet“ wurden. | |||
===== Die schwarze Nacht ===== | |||
Nachdem am 9. August 1933 alle Arbeitersportverbände in Deutschland verboten waren, glaubte die faschistische Sportführung freie Bahn für die „Gleichschaltung“ der bürgerlichen Turn- und Sportverbände zu haben. Die Führung dieser Verbände, allen voran die Führer der DT unter Neuendorf, biederten sich den Faschisten sogar an. Viele Mitglieder in den Vereinen der DT waren mit der Haltung ihrer Führer nicht einverstanden. Diesen Schwierigkeiten war Neuendorf nicht mehr gewachsen und übergab die Millionenorganisation der DT kurzerhand an den damaligen faschistischen Reichssportkommissar v. Tschammer und Osten. Die Opposition in solchen Vereinen wurde nun auf faschistische Art beseitigt, nämlich mit Gewalt unterdrückt und die Funktionäre und Mitglieder eingeschüchtert. | |||
Der „Turnverein Jahnbund Apolda“ war den neuen örtlichen Machthabern seit langem als oppositioneller Verein bekannt. Die erste Maßnahme gegen den TJA war die „Beschlagnahme“ der Schwarz-Rot-Goldenen Fahne des TJA durch die SA am 12. Dezember 1933.( Das war einen Tag vor dem 60. Gründungstag des TJA. Der weitere Verbleib der Schwarz-Rot-Goldenen Fahne des TJA nach der „Beschlagnahme“ durch die SA 1933 konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Noch im gleichen Jahr wurde eine „neutrale Ersatzfahne“ fertiggestellt. Die Vorderseite war aus weißem, die Rückseite aus blauem Fahnentuch, die weitere Symbolik analog des Tischbanners des SZ.) Das öftere Zusammenwirken mit Arbeitersportlern und die allgemeine oppositionelle Haltung, die Verweigerung der Benutzung der Sportstätten des TJA durch die SA ließ das Weiterbestehen des TJA in Frage stellen. Die Auflösung hing in der Luft. Die Auflösung wurde aber dadurch verhindert, daß keine juristische Maßgabe gefunden wurde (die Protokolle und Schriftverkehr, die die Zusammenarbeit mit der Freien Turnerschaft usw. beinhalteten, wurden durch den Schriftführer, nachdem die Haussuchungen bei den Freien Turnern bekannt wurden, sofort vernichtet. Schriftführer war Walter Müller aus der Glockengießereistraße). | |||
Nach dem Auftritt der SA verließen einige Funktionäre und Mitglieder den TJA. Nach den Aussagen von Turnern wurde der Verein „regelrecht kleingeklopft“. Viele der besten Turner wurden unter Druck gesetzt, und wechselten zu faschistisch geführten Verbänden ab oder zogen sich vom sportlichen und politischen Geschehen im Staat zurück. Der TJA verlor in den folgenden Jahren bald zwei Drittel seiner Mitglieder. Von durchschnittlich 375 Vereinsangehörigen in der Zeit der Weimarer Republik blieben ca. 140 übrig. Zum Verhalten des Rates der Mitglieder des TJA muß gesagt werden, daß sie im Grunde antifaschistisch gesinnt waren, fanden aber nicht den Mut und die Kraft, am organisierten Widerstand gegen den Faschismus teilzunehmen. Man ballte die Faust in der Tasche und sehnte den Tag herbei, an dem das faschistische Regime zusammenbrechen würde. | |||
===== Als der helle Tag anbrach... ===== | |||
In der sowjetischen Besatzungszone wurden die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens genau eingehalten. Die Direktive Nr. 23 des Alliierten-Kontrollrates öffnete den Weg zum Neuaufbau einer antifaschistisch-demokratischen Sportbewegung. Darin wurde festgelegt: | |||
1. Alle, vor der Kapitulation in Deutschland bestehenden sportlichen, militärischen oder paramilitärischen athletischen Organisationen (Klubs, Vereinigungen, Anstalten und andere Organisationen) sind bis zum 1. Januar 1946 aufzulösen. | |||
4. Das Bestehen nichtmilitärischer Sportorganisationen örtlichen Charakters auf deutschem Gebiet ist gestattet. Diese Organisationen dürfen das Niveau des Kreises nicht übersteigen. Jede neu gegründete sportliche Organisation örtlichen Charakters bedarf der Genehmigung der örtlichen Besatzungsbehörde und untersteht der Aufsicht dieser Behörde. | |||
5. Die Zonenbefehlshaber in Deutschland sind mit der Durchführung der Bestimmungen dieser Direktive beauftragt. | |||
(“Ausgefertigt in Berlin 17. 12. 1945“) | |||
Angehörige der „Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit“ riefen die Mitglieder der sozialdemokratischen Arbeitersportorganisationen und die antifaschistischen Sportler aus den bürgerlichen Verbänden in einem offenen Brief zur Zusammenarbeit auf der Grundlage der antifaschistisch-demokratischen Umgestaltung des Sportes auf. Es war Gebot der Stunde, eine Sportbewegung aufzubauen, die frei von nazistischen und militärischen Einflüssen ist, nach freien, demokratischen Grundsätzen gebildet, verwaltet und geführt wird, die ein körperlich und geistig gesundes Volk erzieht, die den friedlichen Wiederaufbau mit allen Kräften fördert, die für den Frieden kämpft, die jeden antifaschistischen Kampf unterstützt. | |||
Unter der Leitung von Hermann Schäler wurden wieder Übungsstunden abgehalten. Man versuchte, aus den Resten der Apoldaer Turnerspielmannszüge einen leistungsfähigen Spielmannszug aufzubauen. In der nächsten Zeit stießen noch Spielleute aus den ehemaligen Zügen der „Freien Turner“ der benachbarten Dörfer zum Zug. Am 1. Mai 1947 trat dieser Zug, auf Wunsch des FDGB, das erste Mal zur Maidemonstration in Apolda auf. | |||
'''Der Bericht wird in der kommenden „tambour-Ausgabe“ fortgesetzt.''' | |||
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'''Wieder etliche Zusenden im neuen „tambour“-Postsack +++ Diesmal gingen viele Zeilen aus der Stadt des Schlosses Sanssouci — Potsdam — ein +++ Zweimal Echo auf „tambour“-Veröffentlichung +++ Auch weitere Meinungen sind gefragt +++ Unsere Anschrift: „tambour“-Redaktion, Jörg Kotterba, 1058 Berlin, Boxhagener Straße 58 +++ Hinsetzen, nachdenken, aufschreiben, abschicken +++ Resümee der heutigen Veröffentlichungen:''' | |||
=== Mit dieser Meinung nicht einverstanden === | |||
==== KLAUS GESIERICH, Fanfarenzug „Dr. Richard Sorge“ der SG Dynamo Potsdam-Stadt: ==== | |||
Man könnte bald meinen, Hans Schröder hat nur einen Teil der DDR-Meisterschaften der Sonderklasse (Fanfarenzüge) verfolgt. Ansonsten hätte ihm auffallen müssen, daß | |||
* die Spitzenkollektive der Sonderklasse keine Pflichtmärsche in ihrem Kürprogramm haben (sie lassen sich nicht verleiten), | |||
* durch harmonische Bewegungsabläufe, Choreografie und Musik vielfach eine Einheit bilden, sehr anschaulich sind und Extrabeifall erhalten. | |||
Bekanntlich ist es gut, sich nach den Leistungen der Besten zu orientieren — ohne Fleiß, kein Preis! Nur gibt es auch bei diesen Kollektiven weitere Verbesserungsmöglichkeiten. | |||
Die in den letzten Jahren erfolgte gute Entwicklung vieler Fanfarenzüge, besonders auf musikalischem Gebiet, vollzog sich mit und durch die vorhandene Wettkampfordnung. Damit ist nicht gesagt, daß es an ihr nichts mehr zu verbessern gibt. Sie muß jedoch so gestaltet sein, daß sie sich fördernd auf den weiteren allseitigen Leistungsanstieg der Fanfarenbewegung des DTSB der DDR positiv auswirkt, dem Anliegen von sozialistischer Körperkultur und Sport gerecht wird und nicht rückwärts orientiert. Diesem Anliegen entspricht die Wettkampfordnung im wesentlichen. Ich bin ganz und gar nicht der Auffassung, daß bei Großveranstaltungen eine andere Problematik vorliegt gegenüber Wettkämpfen. Vielmehr dienen die Wettkämpfe dazu, dem sonstigen Auftreten das richtige Format zu geben, z. B. auch bei Sportfesten als Übungsverband Musikschau, Teilverband Fanfaren. Wer den Meisterschaftswettkampf als etwas für sich eigenständiges, als Selbstzweck betrachtet, geht falsch an die Erfüllung der uns gestellten Aufgaben heran. Jeder Auftritt ist ein Wettkampf mit dem Ziel, hohe Leistungen zu bringen. Das Kampfgericht sind die Zuschauer und Zuhörer. Ihre Punktewertung ist der Beifall für die gezeigten Leistungen. | |||
Noch eines: Fanfarenzüge sind keine Sinfonieorchester und haben andere Aufgaben. Sie treten zu Großkundgebungen, Sportfesten, Demonstrationen, Aufmärschen usw. und zwar überwiegend in der Bewegung auf. So wird es wohl auch künftig sein. Also paßt doch die Bewegung auch in den Wettkampf. | |||
Sie gehört sogar dazu. Auch eine Vielfalt an Bewegungselementen unterschiedlichster Art, die manches Musikalische unterstreicht, gehört in den Kürbeitrag. Jeder entsprechend seinem Können und seinen Möglichkeiten, aber in gewissem Maße eben auch durch die Wettkampfordnung gefordert. So kann man es auch betrachten, das ist der tiefe Sinn einer durchdachten Wettkampfordnung. | |||
Ich kenne keinen Fanfarenzug oder überhaupt kein Spielleutekollektiv, das eine Punktejagd um jeden Preis organisiert. Eine solche Unterstellung wäre verbunden mit Methoden, wie sie der Profisport praktiziert. Um höchste Punktwertungen bei Wettkämpfen wird jedoch gerungen, das wird auch weiterhin so sein. Wie wäre sonst die Sportbewegung in der DDR zu dem geworden, was sie heute ist. Man könnte Tausende Sportler unseres Landes aufzählen, die um höchste Punktwertungen gekämpft haben und weiter kämpfen werden. Erich Honecker konnte erst jetzt wieder viele hervorragende Sportler mit hohen staatlichen Auszeichnungen ehren. Sie sind unsere Vorbilder. | |||
Mit dieser Einstellung an die Vorbereitung des VIII. Turn- und Sportfestes in Leipzig herangehend, voller Stolz auf das Erreichte und voller Optimismus noch besser zu werden, ist unser Ziel. | |||
==== LEO ERTEL, Vorsitzender der Kommission Fanfarenzüge, ==== | |||
In Beantwortung der Beobachtungen und Feststellungen des Sportfreundes Hans Schröder vom BFA Halle bedarf es einiger sachlicher und fachlicher Richtigstellungen, um nicht ein falsches Bild der bisherigen und weiteren Entwicklung der Fanfarenmusik und der Choreographie entstehen zu lassen. Als erstes wende ich mich gegen die aufgestellte Behauptung, die Verwendung vonn Pflichttiteln in Kürprogrammen führt zu langweiligen Kürprogrammen. Damit wird der Fleiß der Kollektive, ihre mühsame und aufwendige Trainings- und Auftrittsarbeit in Frage gestellt. | |||
Um eine Klarstellung der Verwendung von Pflichttiteln in Kürprogrammen der Fanfarenzüge der Sonderklasse des DTSB der DDR zu erbringen, sei es mir gestattet, Zahlen sprechen zu lassen. | |||
* 1982 wurden 72 Kürtitel zur DDR-Meisterschaft in Potsdam durch acht Kollektive dargeboten. 64 Eigenkompositionen und nur acht Pflichttitel, davon 7mal Bolero, wurden den Zuschauern und dem Kampfgericht vorgestellt. | |||
* 1984 zur DDR-Meisterschaft in Hoyerswerda wurden 64 Titel in der Kür durch die angetretenen sieben Kollektive dargeboten. 60 Kürtitel und 4 verwendete Pflichttitel sprechen wohl eine eindeutige Sprache für die Attraktivität der Vorträge, wobei die Kollektive Leipzig, Potsdam und Hoyerswerda keine Pflichttitel im Programm hatten und die anderen Kollektive 1 bzw. Greiz zwei Pflichttitel! | |||
* Der angeblich relativ hohe oder zu hohe Schwierigkeitsgrad der Pflichttitel „verleitet“ kein Sonderklassenkollektiv zu viel davon (gestattet sind sowieso nur zwei von acht Titeln) zu verwenden. Darüber hinaus sei noch dahingestellt, ob die Schwierigkeitsgrade der Pflichttitel „relativ zu hoch sind“. Wie anders ist zu erklären, daß der DDR-Meister Dynamo Potsdam 8,5 von 10,0 Punkten, der Vizemeister Hoyerswerda 6,9 von 10,0 Punkten und der drittplazierte Hettstedt 7,7 von 10,0 Punkten im Hauptpunkt I — notengerechtes Spiel der Fanfaren in ES und B — erreichten. Also Wertungen, die wohl alles andere als von sicheren Beherrschen der Pflichttitel sprechen. | |||
Einige Bemerkungen zur Verarmung im Repertoire der Fanfarenzüge: | |||
War es doch der Potsdamer Dynamomarsch, der 1971 als erster vierstimmiger Fanfarenmarsch im DTSB der DDR die Fanfarenzüge an ein höheres Niveau heranführte und heute zum musikalischen Rüstzeug eines jeden Klangkörpers gehören sollte. | |||
War es doch „Rhythmus 76“, der für die damaligen Verhältnisse eine etwas moderne Richtung der Fanfarenmusik andeutete. | |||
Und war es nicht zuletzt der „Bolero“, der 1982 die Kollektive des DTSB der DDR aufmerksam machte, Titel zu entwickeln, die das Auftreten von Solisten möglich macht. | |||
Also die Pflichtmärsche waren und sind es, die Impulse und Anregungen für die Entwicklung einer aussagekräftigen Kürmusik bildeten und bilden. Diesen Anforderungen sollten auch künftige Pflichtmärsche gerecht werden! | |||
Hans Schröder meint, über die Pflicht brauchte man nicht zu diskutieren, sie „ist eine notwendige Wettkampfübung“. Gerade über die Pflicht und die Leistungen der Fanfarenzüge in diesem Teil des Wettkampfes muß diskutiert werden. Die Pflicht ist der eigentliche Schlüssel zur Qualitätssteigerung sowohl in technischer (choreographischer) als gerade in musikalischer Hinsicht. Hier liegen die größten Reserven, um den Wettkampf bei der Kür noch interessanter und spannender zu gestalten. Wie anders ist zu erklären, daß nach der Pflicht der DDR-Meisterschaft 1984 zwischen dem Pflichtbesten der SG Dynamo-Potsdam-Stadt und dem letztplazierten Kollektiv ein Unterschied von 11,00 Punkten klafft (Potsdam 35,85 Punkte und dem 7. = 22,85 Punkte) und dieser sich am Ende auf 28,90 Punkte ausweitete! | |||
'''Bitte lesen Sie auf Seite 7 weiter''' | |||
----INFORMATIONEN diesmal ganz aus Potsdamer Sicht (was eigentlich nur für die enge Mitarbeit der Potsdamer und ihrem „tambour“ spricht): | |||
Im Rahmen einer Festveranstaltung des Rates der Stadt Potsdam wurde der Fanfarenzug der SG Dynamo Potsdam-Stadt zum viertenmal mit dem Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet. | |||
Für die hohe Einsatzbereitschaft zu zahlreichen bedeutungsvollen Auftritten erhielt der Fanfarenzug ein Friedensdiplom. | |||
1983 wurden bei der Ertel-Mannschaft aus Potsdam 136 Einsätze gezählt. Im 84er Jahr waren es bis dato bereits 125. Eine tolle Bilanz! | |||
Im Oktober dieses Jahres wurden die Leistungen des Potsdamer Fanfarenzuges im Rahmen des Friedensaufgebotes von 1982 bis 1984 gewürdigt. Dem Kollektiv wurde ein rotes Ehrenbanner des Zentralkomitees der SED mit den Bildnissen von Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck verliehen. Auch die ZSK und die „tambour“-Redaktion gratulieren. | |||
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Hätten einige Kollektive die Pflicht nicht zur „notwendigen Wettkampfübung“ (hoffentlich war nicht notwendiges Übel gemeint) gemacht, wären sie viel besser den Anforderungen in der Kür gerecht geworden, hätten unter Umständen eine andere Plazierung und eine bessere Punktwertung erreicht. | |||
Wenn die Fanfarenmusik „von der Kür lebt“ würde ich dem Sektor Spielleute und der Kommission Technik vorschlagen, einmal über die Abschaffung der Pflicht zu diskutieren. Auch Vorteile würden dabei herauskommen: | |||
* Man könnte den Wettkampf an einem Vor- bzw. Nachmittag ablaufen lassen | |||
* Freistellung und möglicherweise Übernachtungsprobleme würden auf ein Minimum beschränkt werden | |||
Aber Spaß beiseite. Unser Wettkampf im DTSB der DDR lebt wie im Sport von der Pflicht und der Kür, aber in der Kür nicht in der dargestellten Form, sondern in der musikalisch-choreographischen Einheit. Der Vorschlag, in der Perspektive keine Pflichtitel mehr in der Kür zu verwenden, würde sicher weiter zur Belebung der Fanfarenmusik beitragen. Aber haben schon alle Kollektive die Voraussetzungen, um eigene Titel anzubieten? Für die nahe Zukunft wird weiterhin die Möglichkeit des Verwendens von Pflichttiteln in der Musikschau bestehen. Dem Aufsteiger in die Sonderklasse wird sogar als Ausnahme die Verwendung von vier Pflichttiteln gestattet! | |||
Die entscheidenden Elemente einer Kür sind eine effektive Einheit von Musik und Choreographie, von Musik und Bewegung. Dabei trägt der Einsatz einer niveauvollen Kleidung zum ausdrucksvollen Gesamtbild bei. | |||
Übrigens steht die Bewegung in der Kür nicht gleichberechtigt neben der Musik. Hauptpunkt I, II und III bewertet bekanntlich das notengerechte Spiel der Bläser und Trommler (12 Kampfrichter) und Hauptpunkt IV die Stabführung, Einsatz und Abriß und den Gesamteindruck. | |||
Ein Verhältnis von 3:1, 30,00 Punkte für die Musik und 10,00 Punkte für die Bewegung, davon geht noch die Stabführung und Einsatz und Abriß ab. Ich meine, das Verhältnis zugunsten der Musik müßte doch ausreichend sein! | |||
Darüber hinaus muß ich widersprechen, „die Kollektive, die sich bewegen, gehen musikalische Risiken in Fragen von Unsauberkeiten und Asynchronitäten ein“. Der DDR-Meister 1984, der Fanfarenzug „Dr. Richard Sorge“, erreichte bekanntlich 37,15 Punkte in der Kür! | |||
Der Vorschlag bzw. die Feststellung, daß Fanfarenmusik in geeigneter Konzertaufstellung gegenüber einer Musikschau in der Bewegung Zuschauer begeistern kann, muß in der Praxis bewiesen werden. Bewiesen ist ‚die Begeisterung der Zuschauer bei Musikschauen von Fanfarenzügen in der Bewegung. Darüber hinaus sollte man nicht in den Fehler verfallen, Fanfarenzüge mit Spielmannszügen zu vergleichen. Bei den Spielmannszügen gibt es von der Tradition her eine andere Entwicklung, wobei zu bemerken ist, das auch Spielmannszüge sich im Arbeiter-Turn-Verein bzw. RFB marschierend vorwärts bewegt haben. Musikalisch haben die SZ ebenfalls ganz andere Möglichkeiten wie ein Fanfarenzug! | |||
War es doch ein Fanfarenzug, der Fanfarenzug Neustadt/Orla, der 1967 als erstes Spielleutekollektiv beim Fest der Jugend und des Sports im damaligen „Walter-Ulbricht-Stadion“ mit einer Choreographie, einer Musikschau in Bewegung, aufwartete. Aus diesem Auftreten entstand die Idee und die Durchführung der Musikschau der Spielleute zum V. Turn- und Sportfest 1969 in Leipzig. Aufmerksam auf die Spielleute ist man nicht durch dargebotene Standmusiken geworden! | |||
Einige Bemerkungen zur durchdachten WKO der Fanfarenzüge. Die gegenwärtige Wettkampfordnung mit seinen entwicklungsbedingten Änderungen hat wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Fanfarenzüge des DTSB der DDR. Durch diese WKO mit der Forderung nach Formveränderungen, die mit 8 für die Sonderklasse viel zu gering ist, waren die Fanfarenzüge 1977 und 1983 in der Lage, zu tragenden Elementen in der Choreographie des VI. und VII. Turn- und Sportfestes zu werden. Vieles wäre einem Leiter des Gestalterkollektivs, Rolf Loreenz, in der Arbeit mit den Teilverbänden leichter gefallen, wenn auch in anderen Genres choreographische Vorkenntnisse in Fragen der Bewegung durch eine WKO (SZ, SK, Blaso) vorhanden gewesen wären. Die WKO müßte in der Perspektive in allen Genres die Forderung nach choreographischen Elementen erheben, um relativ schnell bei Großveranstaltungen eine bewegungsreiche Musikschau darbieten zu können. Darüber hinaus ist diese Forderung eine politische Frage. Beim gegenwärtigen Stand in der ökonomischen Entwicklung der Volkswirtschaft sind Freistellungen von Spielleuten notwendigerweise schon heute zu einem Problem geworden. Für die Zukunft heißt das, mit geringstmöglichem Aufwand den größten Nutzen erzielen. Es kommt darauf an, über den Rahmen seines Kollektivs zu sehen und das Ganze im Auge zu behalten. | |||
Die Fanfarenmusik hat die ihr klassisch zugewiesenen Bereiche der Musik teilweise verlassen und ist sogar zu konzertanter Spielweise übergegangen. (Zitat H. Schröder) | |||
Liebe Fanfarenzüge, wie könnt ihr die Euch klassisch zugewiesenen Bereiche denn verlassen! | |||
Was sind eigentlich klassisch zugewiesene Bereiche der Fanfarenmusik, und wer weist diese zu? | |||
Die Aufzählung der entsprechenden Beispiele für Standmusiken (sollten sie auf die heutige Zeit des Entstehens bezogen sein) ist falsch. Festmusiken, Festfanfaren, Festmärsche, Reitermärsche, Jagdfanfaren, Turmmusiken, Finalmusiken und wie sie sonst genannt werden, gab es schon im 16. und 17. Jahrhundert und früher. Man hat nämlich schon Fanfare geblasen, und zum großen Teil komplizierter, ehe an unsere Kollektive zu denken war! Diese vom Sportfreund Schröder bezeichneten „Standmusiken“ bis hin zu Kanons, Walzer, Potpourris, Boleros, Jazz und Beatelemente, kann man aber durchaus in der Bewegung vortragen. Man muß es eben nur Können, wie den Walzer beim VI. oder Bolero zum VII. Turn- und Sportfest. | |||
Die Einführung von Kesselpauken übrigens bindet nur einen oder mehrere Sportfreunde, muß aber nicht in der ganzen Musikschau so sein, am Platz. Nichts spricht gegen eine Bewegung der Bläser und Trommeln, außer, wenn ein gewollter Ruhepunkt bei der Musikschau beabsichtigt ist. | |||
Die Wettkampfordnung der Fanfarenzüge wird im Rahmen der Kommission Technik nur so verändert, daß die Anforderungen an die Kollektive weiter systematisch erhöht werden. Das betrifft sowohl den Durchschnittsschwierigkeitsgrad, als auch die Anzahl der Formveränderungen sowie das Auftreten der Kollektive der LK und Allgemeinen Klasse zu den Bezirksmeisterschaften. | |||
Die Praxis der letzten 10 Jahre hat eindeutig den Beweis erbracht, daß die Kollektive, die eine effektive Einheit von Musik und ideenreicher Choreographie (unbedingt Bewegung) geboten haben, sehr erfolgreich waren und sind und zu den Stammkollektiven unseres Landdes zählen (Potsdam, Hettstedt, Hoyerswerda, Strausberg, Greiz und Zeitz). | |||
Übrigens: Eine der Reaktionen nach der DDR-Meisterschaft 1984 von Peter Misch, FZ Zeitz (Bezirk Halle) war: „Ich erhöhe die Anzahl auf mindestens 75 Sportfreunde, um mehr Bewegung und choreographische Elemente 1985 darbieten zu können, um die Ausstrahlungskraft unseres Kollektivs weiter zu erhöhen“. | |||
Eine, mir scheint richtige Schlußfolgerung, wenn man die Bewegungsabläufe der Spitzenkollektive analysiert hat und zu den nächsten Höhepunkten wie dem VIII. Turn- und Sportfest 1987 bestehen will. | |||
=== Kräftig auf die Pauke gehauen... === | |||
... wurde auch in der Oderstadt Frankfurt. Drei Spielmannszüge und ein Fanfaren-Kollektiv marschierten im Oktober von vier Stellplätzen im Sternmarsch zum Platz der Republik, dem Zentrum der immer schöner werdenden Bezirksmetropole. Sie kamen vom sowjetischen Ehrenmal, vom Hauptbahnhof, vom Leipziger Platz und dem Karl-Marx-Monument an der Magistrale. Vor- und Nachmittags spielten sie und beendeten mit einem klangvollen Stelldichein am Rathausplatz ihr Treffen. | |||
Das Spielleutewesen entwickelte sich in Frankfurt/Oder zuerst bei der BSG Lok, wo sich Erich und Heinz Paech, Horst Steinicke, Alfred Schuhknecht von Beginn an engagierten. Die Lok-Musikanten traten bei zahlreichen Demonstrationen auf, waren bei kulturellen und sportlichen Höhepunkten dabei und vertraten die Farben der Stadt auch bei Turn- und Sportfesten. Seit vielen Jahren ist das VTK, Betriebsteil Frankfurt/Oder, der Trägerbetrieb der Spielleute, die schon mehrmals als Bezirksmeister und als Volkskunstkollektiv ausgezeichnet werden konnten. 45 Mädchen und Jungen ab der zweiten Klasse gehören mittlerweile zur musikalischen Mannschaft. | |||
'''Anmerkung der Redaktion:''' Wir entnahmen diese Information dem „Neuen Tag“. Der Text begann mit einem Fehler zum Schmunzeln: ... wurde am Sonntag in unserer Stadt, als sich über 100 '''Klangkörper''' trafen. Na, vier anwesende Kollektive bis 100 ist doch ein Unterschied von 96... | |||
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=== Fundbüro === | |||
=== Die letzte Seite === | |||
==== Woanders gelesen ==== | |||
===== LAUSITZER RUNDSCHAU — COTTBUS ===== | |||
In den Schulen von Hoyerswerda ist der Fanfarenzug der Sportgemeinschaft Pionierhaus ein gern gesehener Gast. Mitglieder des Klangkörpers gaben im zurückliegenden Schuljahr bei Fahnenappellen und anderen Höhepunkten im Schulleben ihre musikalische Visitenkarte ab. | |||
Auch am Nationalen Jugendfestival nahm der renommierte Fanfarenzug unseres Bezirkes teil. Als „Chefin“ der Vereinigten Fanfarenzüge der DDR sorgte die Hoyerswerdaer Stabführerin Antje Pohl für stimmungsvolle Untermalung der Schwimmschau „Festival-Kaskade“ im Berliner Friesenstadion. | |||
Bei den DDR-Meisterschaften 1984 belegten die Hoyerswerdaer in heimischer Umgebung den zweiten Platz hinter Potsdam. Die Choreographie für ihr Programm gestalteten die Mitglieder des Klangkörpers selbst. | |||
Aus den Reihen der Marschtrommler kommt der 19jährige hoffnungsvolle Nachwuchskomponist Andreas Wagner. Er hat bisher sieben Titel geschrieben, von denen der Bundesvorstand des DTSB der DDR einige auch für andere sportliche Musikformationen der Republik erwerben will. | |||
Die 14 verschiedenen Gruppen des Fanfarenzuges treffen sich mehrmals in der Woche zu ihren Proben. Die Übungsleiter sind selbst in diesem Kollektiv groß geworden. Bei über 50 Einsätzen im Schuljahr vereinigen sich Marsch- und Hochtrommeln, Ventil- und Tenorfanfaren sowie Posaunen zu harmonischem Klang. Neben Märschen prägen Rumba-, Foxtrott- und Rock’n-Roll-Rhythmen das Programm. | |||
Die Teilnahme an großen Veranstaltungen wird mit Urkunden gewürdigt, von denen langjährige Mitglieder bereits über 600 besitzen. Höhepunkte in der 31jährigen Geschichte des Fanfarenzuges waren Auftritte beim VIII., IX. und X. Parteitag der SED, bei zwei Jugenfestivals der FDJ, Turn- und Sportfesten sowie Arbeiterfestspielen. An der Spitze des sportlichen Musikkollektivs steht seit dessen Gründung Hans-Dieter Kjesa. | |||
==== Luisenthaler Jubilare ==== | |||
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Wir möchten unser Mitteilungsblatt herzlich bitten, zwei Jubilaren aus Luisenthal auch auf diesem Wege herzlich zu gratulieren. Es sind die Spielmänner Gerd Schatz (oben links) und Walter Horn. Unser Gerd wurde am 26. September 50 Jahre alt und ist ein langjähriger Übungsleiter für die Lyraspieler und selbst noch aktiv. Walter wurde am 9. Oktober 65 Jahre alt. Er ist langjähriger Übungsleiter der Tamboure und Ehrenstabführer vom Erwachsenen-Spielmannszug der BSG Traktor Luisenthal. Wir wünschen beiden weiterhin alles Gute, Gesundheit, Wohlergehen und Schaffenskraft sowie weiterhin viel Freude in unserem Kollektiv. | |||
'''Im Namen der Spielleute von Traktor Luisenthal<br />Walter Triebel''' | |||
'''Anmerkung der Redaktion:''' Auch der „tambour“ schließt sich den Glückwünschen an! | |||
==== Urlaubsgrüße, Urlaubsgrüße ==== | |||
Dem „tambour“-Redakteur und allen Lesern unseres Mitteilungsblattes senden die herzlichsten Urlaubsgrüße von der Ostsee: Walter Koch (Hettstedt), Peter Ahlborn (Helbra), Rainer Scheffler (Hettstedt), Helmut Mey (Berlin) nebst Familien. Wir sind im FDJ-Zeltlager „Philipp Müller“ des Walzwerkes Hettstedt untergebracht und sammeln hier auch Kraft für unsere Aufgaben innerhalb der Spielleutebewegung. Ein „intimer“ Gruß an den „tambour“-Redakteur sei angefügt: Säckel, mach weiter so! | |||
'''Anmerkung der Redaktion:''' Auch für die anderen Urlaubsgrüße, die von der Verbundenheit der Leser und Spielleute zu ihrem Mitteilungsblatt zeugen, danken wir ganz herzlich. Und: Wir machen weiter so, wollen uns aber in Sachen pünktliche Lieferung des „tambour“ | |||
==== Kein Freibier, aber Witze frei Haus gab’s auch diesmal an unserer „tambour“-WITZOTHEK. Und so lachten sich sechs Querpfeifen ganz rund über... ==== | |||
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(1) Ein Maler zu einem Studenten der Kunsthochschule: „Es ist gar nicht so schwer, einen Auftrag für ein Porträt zu erhalten. Das Porträt zu zeichnen ist ebenfalls ganz einfach. Viel schwerer ist es, den Auftraggeber davon zu überzeugen, daß er es ist, den man auf dem Bild dargestellt hat.“ | |||
(2) Tante Ellen: „Warum hast du denn den Aufzug nicht benutzt und bist zu Fuß heraufgestiegen?“ — Helmut: „Da war ein Schild dran: Nur für acht Personen. Und ich war doch ganz allein...“ | |||
(3) „Und Sie garantieren mir, daß diese Truhe wirklich gotisch ist?“ — „Natürlich!“ — „Gibt es dafür einen überzeugenden Beweis?“ — „Aber gewiß doch.“ — „Und der wäre?“ — „Die Holzwürmer in dieser Truhe sprechen mittelhochdeutsch miteinander.“ | |||
(4) Ein Angler zu einem am Teich stehenden Urlauber: „Bis ich den Fisch hier heraus hatte, mußte ich mich eine ganze Stunde abmühen.“ Darauf der Urlauber: „Das kenne ich. Es ist halt ein Kreuz mit diesen Büchsenöffnern. | |||
(5) Eingehend betrachtet ein Kassierer den Hundertmarkschein, den ihm der Kunde gab. „Bedaure, das Geld ist falsch. Das kann ich nicht annehmen.“ — „Ich weiß“, entgegnet dieser, „ich will mir ja von dem Geld nichts kaufen, ich will den Schein nur wechseln.“ | |||
==== Einen Tusch... ==== | |||
... all jenen, die sich schnell etwas für das Fundbüro im Dezemberheft ’84 einfallen ließen. Spaß wird da zum Jahreswechsel groß geschrieben — Gedichte, Witze, Zeichnungen und vieles mehr sind da zu sehen. | |||
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[[Datei:DerTambour1984-10-8-4.png|mini|100x100px]] | |||
'''Herausgeber:''' Bundesvorstand des DTSB der DDR, Abteilung Propaganda/Kultur, Sektor Spielleute | |||
'''Verantwortlicher Redakteur:''' Jörg Kotterba | |||
'''Veröffentlich unter''' der Lizenz Nr. 698 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR | |||
'''Satz und Druck:''' Typodruck, Bereich Döbeln, III-8-4 | |||
'''Zuschriften an:''' Jörg Kotterba, 1035 Berlin, Boxhagener Straße 35 — Telefon: Berlin 244-3618 (von 11 bis 17 Uhr) | |||
'''Redaktionsschluß:''' Für Ausgabe 2/1985 am 4. Januar, für 3/1985 am 1. Februar ’85. | |||
[[Kategorie:Der Tambour]] | [[Kategorie:Der Tambour]] |
Aktuelle Version vom 5. Mai 2025, 12:00 Uhr
Aus archivarischen Gründen wurde bewusst darauf verzichtet, Wortlaute zu ändern. Für die Inhalte sind die entsprechenden Original-Autoren verantwortlich. Politisch-idealistische Ansichten, Meinungen oder Aufrufe spiegeln die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten wider und nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers!
17. Jahrgang, Oktober ’84
Scan der Original-Ausgabe als PDF
Seite 1
Zum Thema Traditionen
... IN DER HEUTIGEN AUSGABE:
Monolog einer Hundertjährigen
Interessantes, Historisches, Lesenswertes über den Spielmannszug der TSG Apolda, der dieser Tage ein seltenes Jubiläum feiern kann
Seite 2
In eigener Sache
Kürzlich erst, aufmerksamen „tambour”-Lesern wird es nicht entgangen sein, veröffentlichten wir auf unserer Leserbrief-Seite eine Zuschrift aus Seehausen. Wir scheuten uns nicht, abzudrucken, daß man dort über Aprilausgaben Ende Mai und über ach so aktuelle Beiträge in unserem Blatt verärgert ist. Warum sollte die „tambour“-Redaktion auch kritikempfindlich sein — uns ärgert selbst manches, obwohl ein wenig Verständnis von seiten der Leserschar erwartet werden kann.
Zum Verständnis: Diese Zeilen sollen, wollen und können uns nicht „reinwaschen“. Da wir keine Tageszeitung sind, mit eigenen Terminsorgen zu kämpfen haben, in der Druckerei in Döbeln zwar einen prima Verbündeten, aber auch mit eigenen Problemen behafteten Partner besitzen und zudem nicht über den PZV, den Postzeitungsvertrieb, an den Mann, an den Spielmann gebracht werden — all das in der Gesamtsumme sorgt nun einmal dafür, daß der „tambour“ spät im Briefkasten steckt.
Wir geben uns Mühe, viel Mühe. Der „tambour“-Redakteur, der diese Zeilen in die Schreibmaschine hackt und auch für ein ordentliches Gesicht der Zeitung sorgt, die nimmermüden Setzer, Metteure und Drucker vom Typodruck Döbeln, die Kollegen der Klischeeanstalt in Leipzig und nicht zuletzt der Sektor Spielleute im DTSB-Bundesvorstand, wo jede Ausgabe postversandfertig gemacht wird.
Uns wäre geholfen, wenn noch mehr Material — Textbeiträge (die nicht journalistisch ausgefeilt sein müssen), Fotos und andere Dokumente im „tambour“-Postkasten stecken würden. Reichhaltiger, umfassender, alle Genres betreffend, wäre dann der „tambour“ vom Jahrgang ’85. Derzeit nämlich stützen wir uns auf eine Schar Ehrenamtlicher, von denen ein Dutzend „tambour“-Mitarbeiter wurden und Ende dieses Jahres bei einem Treff in Berlin (die Einladungen gehen rechtzeitig zu) zum ersten Stelldichein zusammenkommen.
Uns wäre geholfen, wenn sich die Einzelbesteller entschließen könnten, in Masse, im Kollektiv, den „tambour“ zu beziehen. Wir haben letztens erst Bodo Clauß im Sektor Spielleute erlebt, wie er eine Banderole nach der anderen zuklebte, die vorher in Fleißarbeit handschriftlich mit Anschrift und Absender versehen wurde.
Uns wäre drittens geholfen, wenn der geneigte Leser unseren Problemen ein wenig mehr Verständnis entgegenbringt. Gemeinsam geht's ja immer besser. Auch im Miteinander von Redaktion und Leserschar.
Ihr „tambour“-Redakteur

Post an uns
Es müßten noch mehr werden...

Ich möchte dem „tambour“ mein sportliches Zuhause vorstellen! Unser Nachwuchsspielmannszug der BSG Traktor Ringleben wurde im Herbst 1980 neu aufgebaut. Seitdem gehöre ich ihm an. Da war ich in der dritten Klasse. Damals gab es noch mehrere Altersgefährten, die Feuer und Flamme waren. Doch wie das so ist — einige sprangen wieder ab. Anfang 1982 wurde ich DTSB-Mitglied und erste Einsätze, zum 1. Mai, zu Bezirksmeisterschaften, folgten. Allerdings gingen wir zu den Meisterschaften nur in der Stärke 1:15. Und kamen auf den enttäuschenden, aber wohl zu erwartenden vorletzten Platz. Im August ’82 fuhren wir ins Trainingslager nach Bad Schmiedeberg. Es wurde nicht nur dort trainiert und trainiert — und ein Jahr darauf belegten wir den ersten Rang beim Bezirksleistungsvergleich der „unberufenen“ Spielmannszüge. Wir stiegen in die Leistungsklasse II auf und waren mächtig stolz.
Stolz waren wir auch, daß Ringleben Austragungsort der 84er DDR-Meisterschaften war (Foto). Unser „tambour“ hat ja in Wort und Bild darüber berichtet. An diesen teilnehmenden Kollektiven konnten wir uns ein Beispiel nehmen! So bleibt für uns noch allerhand zu tun, denn bei den Bezirksmeisterschaften im kommenden Sommer wollen wir noch besser abschneiden. Da Herr Siering im letzten Herbst eine 7. Klasse zu unseren Übungsstunden einlud und etliche Mädchen und Jungen daran Gefallen fanden, sind wir nun 27. Trotzdem müßten es einfach noch mehr sein, meine ich. Wir schaffen ja knapp die II. Flöte, während die LK II ja II. und III. Flöte fordert. Ich möchte diese Zeilen nutzen, unseren Übungsleitern mit B. und H. Siering an der Spitze, Dank für ihre Mühen zu sagen. Ein Dankeschön auch dem Lehrerkollektiv unserer Schule, das uns die Übungsstunden ermöglicht.
Susann Grund, Lyra-Spielerin der BSG Traktor Ringleben
Zur Hochzeit einen Tusch!

Ein Hochzeit ganz besonderer Art wurde bei uns in Zwickau gefeiert. Mit „Musike“ begann Spielmann Kerstin Mutz ihren großen Tag. Die Klänge des Spielmannszuges der BSG Sachsenring Zwickau lockten zahlreiche Zuschauer an, und Kerstin ließ es sich im Brautkleid (Foto) nicht nehmen, kräftig mitzublasen.
Simon, Sektionsleiter BSG Sachsenring Zwickau
HEIRATSFREUDIG....
... zeigten sich im September ’84 auch andere Spielleute. So schlossen am 15. 9. Hans-Jürgen Fischer und Martina Höch den Bund fürs Leben. Beide sind in der BSG Lok Mühlhausen engagiert. Und „dreimal Hoch!“ hieß es auch bei Klaus-Peter Rieche und Karin Schulz, die eine Woche später ihre Ringe tauschten. Wir sagen „Gratulation!“ — und wünschen alles, alles Gute!
Betrifft Pflichtrepertoire ’85
Bei den Hinweisen zu den Pflichttiteln der Spielmannszüge ist zu ergänzen, daß „Turnertreue“ im Nachwuchsbereich nur mit Flöte (kein Horn) zu spielen ist. Außer Sonderklasse und LK I.
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Zum Thema Traditionen
Seit nunmehr zwei Jahren, seit der Juliausgabe ’82 exakt, beschäftigt sich der „tambour“ mit einem Thema, das alle angeht: Traditionspflege. Viel geschrieben haben inzwischen die „tambour“-Leser — die Chronik der Hettstedter, in den Ausgaben vom August und September dieses Jahres veröffentlicht, war das jüngste Mosaiksteinchen einer mittlerweile farbenfrohen Palette. Heute nun melden sich die Spielleute aus Apolda zu Wort. 100 Jahre Spielmannszug — das ist ein Ereignis, das ist das Ereignis in der Stadt. Der „tambour“ dankt Hans-Joachim Knoch und seinen Mitstreitern für die Fleißarbeit. Einen Sondertusch der Redaktion indes verdient HARTWIG BASTIAN, von dem KFA-Vorsitzender Knoch schreibt: „In jahrelanger, mühevoller Arbeit ist es nun dem Sportfreund Hartwig Bastian, der Flöter im Spielmannszug der TSG Apolda ist, gelungen‚ anhand von Dokumenten, Bildern und so weiter eine Chronik über den Spielmannszug fertigzustellen, welche dokumentieren soll, daß der heutige Spielmannszug der TSG Apolda über Generationen von dem Arbeiterturnverein, dem Turnverein „Jahnbund Apolda“ abstammt. Mit der Erarbeitung dieser Chronik wurde auch dem Aufruf der Zentralen Spielleutekommission über die Pflege von Traditionen der deutschen Arbeitersportbewegung, im „tambour“ 7/82 berichtet, Folge geleistet.“ Der „tambour“ veröffentlicht heute. Teil I der Chronik (auszugsweise) und erstattet...
... eine Reverenz dem 100jährigen
„Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen. Was dieser gewollt hat, müssen wir erforschen, wenn wir zu wissen wünschen, was jener will.“ Heinrich Heine
Die Gründung des Spielmannszuges
Mit der Verabschiedung des Gesetzes „Gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ am 19. Oktober 1878 im Reichstag, verschaffte sich Otto v. Bismark ein „legales Mittel“, die Vergrößerung der politischen Machtausübung durch die Großbourgeoisie, herbeizuführen. Konkret bedeutete das nichts anderes, als den Abbau des Einflusses der antiimperialistischen und antimilitaristischen Kräfte und vor allem der Sozialdemokratie. Mit der Verabschiedung des Gesetzes war das Verbot aller Organisationen und Gewerkschaften mit sozialen Zielen und entsprechender Öffentlichkeitsarbeit erreicht und blieb bis zum Sturz Bismarks in Kraft.
Im Hinblick auf die bevorstehenden Reichtagswahlen forderte der illegale Parteikongreß der SPD — im August 1880 auf Schloß Wyden in der Schweiz abgehalten — „die allgemeinste und energischste Tätigkeit von allen Parteimitgliedern und die feste Organisierung in jeder geeigneter Weise“.
In dem Zeitraum von 1881 bis 1884 war in den meisten Industriezentren der Aufbau dieser geheimen Organisationen abgeschlossen. Daneben wurden legale Organisationen wie Hilfs- und Unterstützungskassen, Sport-, Rauch- und Vergnügungsvereine für die illegale Arbeit und Agitation unter den Massen ausgenutzt. Oft wurden durch die verfolgten Sozialisten selbst solche Vereine und Riegen oder Sektionen gegründet.
Günstige Voraussetzungen für die illegale Arbeit der verfolgten Sozialisten waren auch in den kleinsten der Apoldaer Turnvereine, dem Turnverein Jahnbund Apolda, gegeben. Dieser Verein wurde am 13. Dezember 1874 mit 10 Mitgliedern unter dem Vorsitz von Karl Linke gegründet. Diese 10 Turner trennten sich von dem „Verein Turner Apolda“, weil sie gegen den Einfluß der Apoldaer Großindustriellen auftraten, die gerade nach dem gewonnenen Krieg von 1870/71 in den Turnvereinen ihre Stellung mit allen Mitteln ausbauten und einen chauvinistischen Rummel veranstalteten. Welcher Geist dagegen im Turnverein Jahnbund Apolda herrschte, und für die ganze Zeit seines Bestrebens gültig blieb, zeigt ein Gedicht aus der Festschrift zum 50. Jahrestag des TJA. Es wurde von einem Mitglied des TJA verfaßt und lautet:
„Was ist’s nur, daß an diesem Jubeltage,
in unserer Brust es bleibt so leer und still,
daß unser Herz nicht heut mit stolzem Schlage
den Wert der Stunde ganz erfassen will?
Hat denn das Elend unserer Alltagsleiden
schon völlig uns verhärtet das Gefühl,
daß wir nicht können Leid von Freude scheiden,
und haltlos treiben, ganz des Schicksals Spiel.
Dem Jahnbund, dem wir treu verbunden,
die Hälfte vom Jahrhundert zählt er heut,
wie hätten wir mit Stolz den Tag empfunden,
wenn uns nicht mürb gemacht die Not der Zeit.
Wir sehen uns gebunden und geknechtet,
vom beutegierigen Feind im eigenen Land.
Wir sind gehaßt, verachtet und entrechtet,
ach, Freude findet nur, wer Hoffnung fand.“
In diesem politischen Umfeld wurde im November 1884 ein Spielmannszug im TJA gegründet. Die zahlenmäßige Stärke und die Namen aller Spielleute der ersten Generation konnten bis jetzt nicht ermittelt werden. Zu den Gründungsmitgliedern des SZ von 1884 gehörten Hermann Lange (der Vater des ersten Stabführers von 1955 bis 1958, Paul Lange), Max Braun, der Vater des späteren Stabführers des TJA Karl Braun, Adolf Pätzold, Oskar Fritsche, Karl Eichler, Fritz Mähler, Hermann Maier sowie die Spielleute Weller und Müller Sen.
Bezeichnend ist, daß es gerade für die ersten Jahre des SZ des TJA keine Aufzeichnungen gibt. Diese Namen gehen aus Unterlagen aus den Zeiträumen nach 1892 hervor bzw. wurden von den Familienangehörigen erfragt.
Das grundsätzliche Fehlen von Aufzeichnungen und der konzentrierte Anteil von Sozialdemokraten im SZ sowie das politische Umfeld des Gesamtvereins läßt den Schluß zu, daß die Gründung dieses SZ durch die illegal arbeitenden Sozialdemokraten erfolgte. Damit wurde ein legales Instrument zur Durchführung der Agitation im Rahmen eines bürgerlichen Turnvereins geschaffen.
Auftritt in „Jahnschen Turnerjacken“
Die erste Bekleidung des SZ des TJA bestand aus den grauen „Jahnschen Turnerjacken“ mit Schwalbennestern in den Farben „Schwarz, Rot und Gold“ sowie Eichenlaub am Kragen. Die Beinkleider aus weißer Hose, schwarze Strümpfe und Schuhe. Die Kopfbedeckung bestand aus grauem Turnerhut mit gelbem Band. Das Lederzeug bestand für die Tamboure aus Koppel und Messingadler (Militärausgabe), für die Pfeifer aus Ledergürtel, Pfeifenschlaufe. Das Lederzeug war schwarz. Die Koppel der Tamboure wurden untergeschnallt getragen. Damit wurde der nichtmilitärische Charakter des Zuges zum Ausdruck gebracht. Der Stab des SZ-TJA war eichenholzbraun, die Beschläge, Spitze und Handgriff mit elliptischem Abschluß waren aus blankem Messing. Die Schnur und Quasten chromgelb.
Die Reifen der Trommeln hatte man „Schwarz, Rot, Gold“ gestrichen. Die Ausrüstung mit Hörnern und Fanfaren erfolgte erst nach der Jahrhundertwende. Bis zu diesem Zeitraum blieb die angeführte Bekleidungsordnung in Kraft.
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Welche Musikstücke gespielt wurden, kann nicht mehr nachgewiesen werden. Nachweis über Notenmaterial kann erst ab 1909 gebracht werden. Aus der Festschrift von 1924 geht hervor, daß der Spielmannszug bei der Aufführung von „Reigen“ (Massenübungen der Turner) mitgewirkt hat.
In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens war der SZ ein reines Trommler- und Pfeifercorps. Die Übungsstunden wurden im „Bürgergarten“ am Faulborn (heute Wäscherei Böhme in der Paul-Durot-Straße) abgehalten. Die durchschnittliche Stärke des Zuges betrug 13 bis 17 Spielleute. Der TJA besuchte in dieser Zeit viele Turnfeste und erreichte dabei viele Siege, Preise und Ehrungen. Die Spielleute beteiligten sich in der Regel an der Ausgestaltung dieser Sporteste und führten die Delegation des TJA im Festzug der Turner an. Auch die zahlreichen durchgeführten Turnfahrten wurden vom SZ ausgeführt. Hierbei zeigte sich, daß die Mitglieder des TJA, auch ohne die Führungskader der Apoldaer Großbourgeoisie, in der Lage waren, einen Turnverein zu erhalten, zu finanzieren und sportliche Erfolge zu erreichen. Im Jahre 1892 wurde in Apolda die „Freie Türnerschaft Apolda“ gegründet. Auch bei den Mitgliedern des TJA gab es Bestrebungen, daß der gesamte Verein sich dem 1893 in Gera gegründeten Arbeiterturnbund anschließen wollte. Hierzu teilte der Sportfreund Rudolf Bierögel, der als Schriftführer des Spielmannszuges auch das alte Hauptbuch des TJA kannte, folgendes mit: „Ich habe im alten Hauptbuch das Protokoll einer Versammlung zwecks Zusammenschluß des TJA mit der Freien Turnerschaft Apolda gelesen.“ Diesen Zusammenschluß verhinderte das neue Grundgesetz der DT, welches von den rechten Führern der DT auf dem Turntag zu Eßlingen 1895 beschlossen wurde. Dadurch wurde das gesamte Vermögen eines Vereines, der zum Arbeiterbund überwechseln wollte, für die DT sichergestellt. Da der TJA ständig offenstehende Finanzforderungen zu begleichen hatte, und ein Teil der Vorstandsmitglieder mit ihrem privaten Vermögen hafteten, wären einige Familien völlig ruiniert worden.
Auch Turnfestsieger unter den Musikanten
So kam es nicht zu einem Zusammenschluß. Der Verein unterstützte die Freien Turner mit der Ausbildung von Vorturnern und dem organisierten Überwechseln einzelner Mitglieder und Funktionäre. Das brachte dem TJA eine unversöhnliche Gegnerschaft der zwei bessergestellten Turnvereine Apoldas ein. Man begann gezielt, dem TJA die Mitglieder abzuwerben. Unternehmer, die zum VTA oder TVA gehörten, boten den Jahnbundleuten besser bezahlte Arbeitsplätze, wenn sie in einen der anderen Vereine überwechselten. Der Erfolg war, im Gesamtmaßstab gesehen, gering, führte aber dennoch dazu, daß durch Abwerbung und Generationswechsel der SZ zum 25jährigen Bestehen des TJA 1899 nur noch aus dem Stabführer, 3 Pfeifen und 4 Tambouren bestand. Dazu gehörten Adolf Pätzold, Karl Künzel, Karl Braun, Paul Weller, Hermann Lange, Otto Müller, zwei Tamboure konnten nicht ermittelt werden.
In der Folgezeit arbeiteten die Spielleute zielstrebig an der Auffüllung des Zuges aus den Reihen der jugendlichen Turner des TJA. Unter ihnen waren so hervorragende Turner wie Paul von Mosel (1. Turnfestsieger vom 12. Turnfest d. DT in Leipzig 1913), Otto Rechenbach, Kurt Graf und Hans Siebenhüner.
Thälmann-Mütze als Kopfbedeckung
Die anhaltenden Klassenauseinandersetzungen, in der Zeit der Weimarer Republik, wirkten auch auf die Mitglieder des SZ-TJA. Den arbeitenden Menschen ging es zunehmend schlechter. Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit waren an der Tagesordnung. Von den 16 Mitgliedern des SZ waren in der Zeit der Wirtschaftskrise mindestens fünf ständig arbeitslos. In solchen Vereinen der DT mit hohem Arbeiteranteil wuchs zunehmend die Opposition gegen ihre Führung, die ihre Mitglieder schon längst verraten hatte und offen in die Hände der Faschisten führte. Die Spielleute des TJA warfen als äußeres Zeichen ihrer oppositionellen Haltung den blauen Turnerhut der DT über Bord und führten die Thälmann-Mütze als Kopfbedeckung im SZ ein. Sie blieb traditionsgemäß die Kopfbedeckung der Apoldaer Spielleute bis in unsere heutige Zeit. Die Turner des TJA führten ihre Turnvergleiche und Schauturnen im großen Maße mit Vereinen aus anderen Städten durch. Es bestanden feste Beziehungen zu Vereinen in Jena, Rudolstadt, Hermsdorf, Roda, Naumburg, Sömmerda, Bürgel und Buttstedt sowie einer Reihe von Turngemeinden umliegender Dörfer, davon besonders Niederroßla, Wickerstedt, und Trebra. Die Spielleute waren meistens an diesen Veranstaltungen beteiligt, wurden so in anderen Dörfern bekannt und erhielten Lohnaufträge, beteiligten sich aber im gleichen Maße an den Klassenauseinandersetzungen in diesen Orten.
1921 übergab Karl Braun den Zug an Paul Lange. Paul Lange war nach dem 1. Weltkrieg der Einzigste, der über Notenkenntnisse verfügte. Musiktitel, die neu einstudiert werden sollten, wurden durch den Leiter vorgespielt und bis zur Beherrschung geübt. Trotzdem konnte der Zug über ein großes Repertoire verfügen. Das war auch notwendig, um die kommenden Aufgaben lösen zu können. Der TJA war der einzigste der Apoldaer Turnvereine, die noch keinen eigenen Platz und Vereinshaus hatten. Dazu war nie ausreichend Geld vorhanden gewesen. Auch der SZ mußte Wege finden, um den Verein hierbei zu unterstützen. Der SZ übernahm gegen Entgelt die Bespielung von Veranstaltungen anderer Vereine. Die Konkurrenz aber war groß. Neben den drei Turnerspielmannszügen gab es noch mehrere Blasmusikkapellen, und die umliegenden Ortschaften hatten teilweise bis zu zwei Spielmannszüge. 1924 kaufte der Verein ein Grundstück am Rande der Schötener Promenade. Der Ausbau des Geländes begann 1925. Der Platz wurde „Jahnhöhe“ genannt. Die Mitglieder des TJA errichteten in freiwilliger, unbezahlter Arbeit die Sportanlagen. Dazu gehörten der Turnplatz mit Gerätehaus, ein Handballplatz, die Laufbahn, das Vereinshaus, Abortanlagen, Umzäunung, eine Hecke um die gesamte Anlage und die Baumbepflanzung. Die Jahnhöhe wurde zur Heimstätte ihrer Mitglieder. Bewirtschaftet wurde das Vereinshaus durch Karl Putsche. Die Spielleute führten ihre Übungsstunden jetzt hier durch. Die Jugend des SZ ging nach der Übungsstunde in die „Kunitzburg“ in der Bergstraße (heute Kindergarten) und fand hier den organisierten Teil der Arbeiterklasse. So kam es auch, daß sich Spielleute des TJA an Plakatklebeeinsätzen und anderen Veranstaltungen beteiligten.
Vom „Ferbeliner Reitermarsch“ bis „Junges Blut“
Der Spielmannszug hatte 28 Titel einstudiert. Der besondere Schwerpunkt lag auf den Fanfaren und Hornmärschen. So unterteilt sich das Repertoire wie folgt:
- 10 Musikmärsche, darunter der Ferbeliner Reitermarsch, Old-Drö und der Marsch des Husarenregiment Nr. 18.
- 6 Fanfaren- und Hornmärsche, die von Paul Lange komponiert bzw. zusammengestellt wurden, wie „Posthornklänge, Jahnklänge, Hornmarsch I-III
- 12 Pfeifenmärsche, „Torgauer Marsch“, „Liebetrau“, „Groß-Berlin“, „Junges Blut“, „Abschied“, „Lock-Marsch“, „Hoch Heidecksburg“, „Frei-Weg“, „Turner auf zum Streite“, „Präsentiermärsch“, „Weckruf“ gepfiffen und geblasen, „Gruß aus der Heide“
Der erste Einsatz im Jahr war der Übungsmarsch des SZ, der an jedem Karfreitag durchgeführt wurde. Er führte über eine Strecke von 5 bis 8 km und endete oft in einer Dorfgaststätte. Auf dem Marsch wurden auf freier Straße die neu einstudierten Märsche das erste Mal gespielt und oft bis zur völligen Beherrschung kilometerlang wiederholt. Der Abend endete dann oft feucht-fröhlich. Es wurde getrunken und die alten Spielmannslieder gesungen. Nicht selten kam es vor, daß im Dorf noch Ständchen bestellt wurden und so ausreichend Getränke und Geschlachtetes auf den Tisch kam. Zwischen Ostern und Pfingsten wurde durch den Verein die Frühjahrsturnfahrt durchgeführt. Hieran nahmen alle Abteilungen des TJA teil. Die Turnfahrt wurde mit allen Angehörigen, also Frauen, Kindern, Ehemännern durchgeführt. Oftmals waren auch Übernachtungen eingeplant. Als Quartiere dienten dann Turnhallen oder Säle von befreundeten Vereinen. Am Abend der Übernachtung wurde dann ein Kommerz mit den Mitgliedern dieser Vereine durchgeführt. Der SZ übernahm die Bespielung bei den Ortsdurchmärschen.
An einem Sonntag in den Sommermonaten wurde auf der Jahnhöhe das Sommer- und Kinderfest gefeiert. Hier wurden durch die einzelnen Abteilungen Proben ihres Könnens vorgetragen. Die Spielleute veranstaltetem ein Platzkonzert und führten mit den Kindern den Umzug durch. Weiterhin wurde der Nachmittag mit sportlichen Spielen und Wettkämpfen ausgefüllt. Der Abend blieb den Erwachsenen vorbehalten. Den Abschluß der vereinseigenen Veranstaltungen bildete die Herbstturnfahrt, die analog der Frühjahrsturnfahrt verlief. Weitere Veranstaltungen wurden vom Zug selbst organisiert. Es war das Stiftungsfest des Zuges, das jährlich im November mit Ehefrauen und Freundinnen gefeiert wurde. An diesem Tage wurde ein Teil der Spieleinnahmen anteilmäßig ausgezahlt und so das Fest finanziert.
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Frisch auf — beim großen Schützenfest
Der erste Lohneinsatz im Jahr war der alljährliche Faschingsrummel in Apolda. Bei diesem Spieleinsatz durften auch die Neuanfänger nach zweijähriger Ausbildung das erste Mal öffentlich auftreten. Diese Spielleute mußten 3 Pfeifermärsche, 3 Hornmärsche und 3 Musikmärsche völlig beherrschen. Dabei trugen die Spielleute bunte Faschingskostüme.
Am ertragreichsten für den SZ war die Bespielung der Schützenfeste. In Apolda gab es zwei Schützengesellschaften, die Armbrust- und Büchsenschützengesellschaft Apolda. Diese Feste fanden im Juli und August statt und wurden in der Regel auf dem Vorplatz des neuen Schießstandes in der Hermstedter Straße in Verbindung mit Rummel und Volksbelustigungen abgehalten. So ein Schützenfest dauerte mehrere Tage, und die Spielleute hatten dabei folgende Einsätze durchzuführen:
- Wecken der Vorstandsmitglieder und bestellte Ständchen bei finanzkräftigen Schützen an den Wettkampftagen
- Bespielung der Eröffnungsveranstaltung
- Abholung des Schützenkönigs des Vorjahres und Begleitung zum Wettkampfort
- Frühschoppenkonzerte mit der Blasmusik an den Wettkampftagen
- Bespielung des großen Festumzuges der Schützen
Weitere Erwerbsquellen waren das Bespielen von Umzügen bei Kirmsen und Sommerfesten. Hier spielte selten der ganze Zug. Die Anzahl der Spielleute richtete sich nach dem Geldbeutel der Veranstalter. So kam es auch vor, daß nur 1 Tambour und 2 Hornisten „vermietet“ wurden.
Die schwarze Nacht
Nachdem am 9. August 1933 alle Arbeitersportverbände in Deutschland verboten waren, glaubte die faschistische Sportführung freie Bahn für die „Gleichschaltung“ der bürgerlichen Turn- und Sportverbände zu haben. Die Führung dieser Verbände, allen voran die Führer der DT unter Neuendorf, biederten sich den Faschisten sogar an. Viele Mitglieder in den Vereinen der DT waren mit der Haltung ihrer Führer nicht einverstanden. Diesen Schwierigkeiten war Neuendorf nicht mehr gewachsen und übergab die Millionenorganisation der DT kurzerhand an den damaligen faschistischen Reichssportkommissar v. Tschammer und Osten. Die Opposition in solchen Vereinen wurde nun auf faschistische Art beseitigt, nämlich mit Gewalt unterdrückt und die Funktionäre und Mitglieder eingeschüchtert.
Der „Turnverein Jahnbund Apolda“ war den neuen örtlichen Machthabern seit langem als oppositioneller Verein bekannt. Die erste Maßnahme gegen den TJA war die „Beschlagnahme“ der Schwarz-Rot-Goldenen Fahne des TJA durch die SA am 12. Dezember 1933.( Das war einen Tag vor dem 60. Gründungstag des TJA. Der weitere Verbleib der Schwarz-Rot-Goldenen Fahne des TJA nach der „Beschlagnahme“ durch die SA 1933 konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Noch im gleichen Jahr wurde eine „neutrale Ersatzfahne“ fertiggestellt. Die Vorderseite war aus weißem, die Rückseite aus blauem Fahnentuch, die weitere Symbolik analog des Tischbanners des SZ.) Das öftere Zusammenwirken mit Arbeitersportlern und die allgemeine oppositionelle Haltung, die Verweigerung der Benutzung der Sportstätten des TJA durch die SA ließ das Weiterbestehen des TJA in Frage stellen. Die Auflösung hing in der Luft. Die Auflösung wurde aber dadurch verhindert, daß keine juristische Maßgabe gefunden wurde (die Protokolle und Schriftverkehr, die die Zusammenarbeit mit der Freien Turnerschaft usw. beinhalteten, wurden durch den Schriftführer, nachdem die Haussuchungen bei den Freien Turnern bekannt wurden, sofort vernichtet. Schriftführer war Walter Müller aus der Glockengießereistraße).
Nach dem Auftritt der SA verließen einige Funktionäre und Mitglieder den TJA. Nach den Aussagen von Turnern wurde der Verein „regelrecht kleingeklopft“. Viele der besten Turner wurden unter Druck gesetzt, und wechselten zu faschistisch geführten Verbänden ab oder zogen sich vom sportlichen und politischen Geschehen im Staat zurück. Der TJA verlor in den folgenden Jahren bald zwei Drittel seiner Mitglieder. Von durchschnittlich 375 Vereinsangehörigen in der Zeit der Weimarer Republik blieben ca. 140 übrig. Zum Verhalten des Rates der Mitglieder des TJA muß gesagt werden, daß sie im Grunde antifaschistisch gesinnt waren, fanden aber nicht den Mut und die Kraft, am organisierten Widerstand gegen den Faschismus teilzunehmen. Man ballte die Faust in der Tasche und sehnte den Tag herbei, an dem das faschistische Regime zusammenbrechen würde.
Als der helle Tag anbrach...
In der sowjetischen Besatzungszone wurden die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens genau eingehalten. Die Direktive Nr. 23 des Alliierten-Kontrollrates öffnete den Weg zum Neuaufbau einer antifaschistisch-demokratischen Sportbewegung. Darin wurde festgelegt:
1. Alle, vor der Kapitulation in Deutschland bestehenden sportlichen, militärischen oder paramilitärischen athletischen Organisationen (Klubs, Vereinigungen, Anstalten und andere Organisationen) sind bis zum 1. Januar 1946 aufzulösen.
4. Das Bestehen nichtmilitärischer Sportorganisationen örtlichen Charakters auf deutschem Gebiet ist gestattet. Diese Organisationen dürfen das Niveau des Kreises nicht übersteigen. Jede neu gegründete sportliche Organisation örtlichen Charakters bedarf der Genehmigung der örtlichen Besatzungsbehörde und untersteht der Aufsicht dieser Behörde.
5. Die Zonenbefehlshaber in Deutschland sind mit der Durchführung der Bestimmungen dieser Direktive beauftragt.
(“Ausgefertigt in Berlin 17. 12. 1945“)
Angehörige der „Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit“ riefen die Mitglieder der sozialdemokratischen Arbeitersportorganisationen und die antifaschistischen Sportler aus den bürgerlichen Verbänden in einem offenen Brief zur Zusammenarbeit auf der Grundlage der antifaschistisch-demokratischen Umgestaltung des Sportes auf. Es war Gebot der Stunde, eine Sportbewegung aufzubauen, die frei von nazistischen und militärischen Einflüssen ist, nach freien, demokratischen Grundsätzen gebildet, verwaltet und geführt wird, die ein körperlich und geistig gesundes Volk erzieht, die den friedlichen Wiederaufbau mit allen Kräften fördert, die für den Frieden kämpft, die jeden antifaschistischen Kampf unterstützt.
Unter der Leitung von Hermann Schäler wurden wieder Übungsstunden abgehalten. Man versuchte, aus den Resten der Apoldaer Turnerspielmannszüge einen leistungsfähigen Spielmannszug aufzubauen. In der nächsten Zeit stießen noch Spielleute aus den ehemaligen Zügen der „Freien Turner“ der benachbarten Dörfer zum Zug. Am 1. Mai 1947 trat dieser Zug, auf Wunsch des FDGB, das erste Mal zur Maidemonstration in Apolda auf.
Der Bericht wird in der kommenden „tambour-Ausgabe“ fortgesetzt.
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Wieder etliche Zusenden im neuen „tambour“-Postsack +++ Diesmal gingen viele Zeilen aus der Stadt des Schlosses Sanssouci — Potsdam — ein +++ Zweimal Echo auf „tambour“-Veröffentlichung +++ Auch weitere Meinungen sind gefragt +++ Unsere Anschrift: „tambour“-Redaktion, Jörg Kotterba, 1058 Berlin, Boxhagener Straße 58 +++ Hinsetzen, nachdenken, aufschreiben, abschicken +++ Resümee der heutigen Veröffentlichungen:
Mit dieser Meinung nicht einverstanden
KLAUS GESIERICH, Fanfarenzug „Dr. Richard Sorge“ der SG Dynamo Potsdam-Stadt:
Man könnte bald meinen, Hans Schröder hat nur einen Teil der DDR-Meisterschaften der Sonderklasse (Fanfarenzüge) verfolgt. Ansonsten hätte ihm auffallen müssen, daß
- die Spitzenkollektive der Sonderklasse keine Pflichtmärsche in ihrem Kürprogramm haben (sie lassen sich nicht verleiten),
- durch harmonische Bewegungsabläufe, Choreografie und Musik vielfach eine Einheit bilden, sehr anschaulich sind und Extrabeifall erhalten.
Bekanntlich ist es gut, sich nach den Leistungen der Besten zu orientieren — ohne Fleiß, kein Preis! Nur gibt es auch bei diesen Kollektiven weitere Verbesserungsmöglichkeiten.
Die in den letzten Jahren erfolgte gute Entwicklung vieler Fanfarenzüge, besonders auf musikalischem Gebiet, vollzog sich mit und durch die vorhandene Wettkampfordnung. Damit ist nicht gesagt, daß es an ihr nichts mehr zu verbessern gibt. Sie muß jedoch so gestaltet sein, daß sie sich fördernd auf den weiteren allseitigen Leistungsanstieg der Fanfarenbewegung des DTSB der DDR positiv auswirkt, dem Anliegen von sozialistischer Körperkultur und Sport gerecht wird und nicht rückwärts orientiert. Diesem Anliegen entspricht die Wettkampfordnung im wesentlichen. Ich bin ganz und gar nicht der Auffassung, daß bei Großveranstaltungen eine andere Problematik vorliegt gegenüber Wettkämpfen. Vielmehr dienen die Wettkämpfe dazu, dem sonstigen Auftreten das richtige Format zu geben, z. B. auch bei Sportfesten als Übungsverband Musikschau, Teilverband Fanfaren. Wer den Meisterschaftswettkampf als etwas für sich eigenständiges, als Selbstzweck betrachtet, geht falsch an die Erfüllung der uns gestellten Aufgaben heran. Jeder Auftritt ist ein Wettkampf mit dem Ziel, hohe Leistungen zu bringen. Das Kampfgericht sind die Zuschauer und Zuhörer. Ihre Punktewertung ist der Beifall für die gezeigten Leistungen.
Noch eines: Fanfarenzüge sind keine Sinfonieorchester und haben andere Aufgaben. Sie treten zu Großkundgebungen, Sportfesten, Demonstrationen, Aufmärschen usw. und zwar überwiegend in der Bewegung auf. So wird es wohl auch künftig sein. Also paßt doch die Bewegung auch in den Wettkampf.
Sie gehört sogar dazu. Auch eine Vielfalt an Bewegungselementen unterschiedlichster Art, die manches Musikalische unterstreicht, gehört in den Kürbeitrag. Jeder entsprechend seinem Können und seinen Möglichkeiten, aber in gewissem Maße eben auch durch die Wettkampfordnung gefordert. So kann man es auch betrachten, das ist der tiefe Sinn einer durchdachten Wettkampfordnung.
Ich kenne keinen Fanfarenzug oder überhaupt kein Spielleutekollektiv, das eine Punktejagd um jeden Preis organisiert. Eine solche Unterstellung wäre verbunden mit Methoden, wie sie der Profisport praktiziert. Um höchste Punktwertungen bei Wettkämpfen wird jedoch gerungen, das wird auch weiterhin so sein. Wie wäre sonst die Sportbewegung in der DDR zu dem geworden, was sie heute ist. Man könnte Tausende Sportler unseres Landes aufzählen, die um höchste Punktwertungen gekämpft haben und weiter kämpfen werden. Erich Honecker konnte erst jetzt wieder viele hervorragende Sportler mit hohen staatlichen Auszeichnungen ehren. Sie sind unsere Vorbilder.
Mit dieser Einstellung an die Vorbereitung des VIII. Turn- und Sportfestes in Leipzig herangehend, voller Stolz auf das Erreichte und voller Optimismus noch besser zu werden, ist unser Ziel.
LEO ERTEL, Vorsitzender der Kommission Fanfarenzüge,
In Beantwortung der Beobachtungen und Feststellungen des Sportfreundes Hans Schröder vom BFA Halle bedarf es einiger sachlicher und fachlicher Richtigstellungen, um nicht ein falsches Bild der bisherigen und weiteren Entwicklung der Fanfarenmusik und der Choreographie entstehen zu lassen. Als erstes wende ich mich gegen die aufgestellte Behauptung, die Verwendung vonn Pflichttiteln in Kürprogrammen führt zu langweiligen Kürprogrammen. Damit wird der Fleiß der Kollektive, ihre mühsame und aufwendige Trainings- und Auftrittsarbeit in Frage gestellt.
Um eine Klarstellung der Verwendung von Pflichttiteln in Kürprogrammen der Fanfarenzüge der Sonderklasse des DTSB der DDR zu erbringen, sei es mir gestattet, Zahlen sprechen zu lassen.
- 1982 wurden 72 Kürtitel zur DDR-Meisterschaft in Potsdam durch acht Kollektive dargeboten. 64 Eigenkompositionen und nur acht Pflichttitel, davon 7mal Bolero, wurden den Zuschauern und dem Kampfgericht vorgestellt.
- 1984 zur DDR-Meisterschaft in Hoyerswerda wurden 64 Titel in der Kür durch die angetretenen sieben Kollektive dargeboten. 60 Kürtitel und 4 verwendete Pflichttitel sprechen wohl eine eindeutige Sprache für die Attraktivität der Vorträge, wobei die Kollektive Leipzig, Potsdam und Hoyerswerda keine Pflichttitel im Programm hatten und die anderen Kollektive 1 bzw. Greiz zwei Pflichttitel!
- Der angeblich relativ hohe oder zu hohe Schwierigkeitsgrad der Pflichttitel „verleitet“ kein Sonderklassenkollektiv zu viel davon (gestattet sind sowieso nur zwei von acht Titeln) zu verwenden. Darüber hinaus sei noch dahingestellt, ob die Schwierigkeitsgrade der Pflichttitel „relativ zu hoch sind“. Wie anders ist zu erklären, daß der DDR-Meister Dynamo Potsdam 8,5 von 10,0 Punkten, der Vizemeister Hoyerswerda 6,9 von 10,0 Punkten und der drittplazierte Hettstedt 7,7 von 10,0 Punkten im Hauptpunkt I — notengerechtes Spiel der Fanfaren in ES und B — erreichten. Also Wertungen, die wohl alles andere als von sicheren Beherrschen der Pflichttitel sprechen.
Einige Bemerkungen zur Verarmung im Repertoire der Fanfarenzüge:
War es doch der Potsdamer Dynamomarsch, der 1971 als erster vierstimmiger Fanfarenmarsch im DTSB der DDR die Fanfarenzüge an ein höheres Niveau heranführte und heute zum musikalischen Rüstzeug eines jeden Klangkörpers gehören sollte.
War es doch „Rhythmus 76“, der für die damaligen Verhältnisse eine etwas moderne Richtung der Fanfarenmusik andeutete.
Und war es nicht zuletzt der „Bolero“, der 1982 die Kollektive des DTSB der DDR aufmerksam machte, Titel zu entwickeln, die das Auftreten von Solisten möglich macht.
Also die Pflichtmärsche waren und sind es, die Impulse und Anregungen für die Entwicklung einer aussagekräftigen Kürmusik bildeten und bilden. Diesen Anforderungen sollten auch künftige Pflichtmärsche gerecht werden!
Hans Schröder meint, über die Pflicht brauchte man nicht zu diskutieren, sie „ist eine notwendige Wettkampfübung“. Gerade über die Pflicht und die Leistungen der Fanfarenzüge in diesem Teil des Wettkampfes muß diskutiert werden. Die Pflicht ist der eigentliche Schlüssel zur Qualitätssteigerung sowohl in technischer (choreographischer) als gerade in musikalischer Hinsicht. Hier liegen die größten Reserven, um den Wettkampf bei der Kür noch interessanter und spannender zu gestalten. Wie anders ist zu erklären, daß nach der Pflicht der DDR-Meisterschaft 1984 zwischen dem Pflichtbesten der SG Dynamo-Potsdam-Stadt und dem letztplazierten Kollektiv ein Unterschied von 11,00 Punkten klafft (Potsdam 35,85 Punkte und dem 7. = 22,85 Punkte) und dieser sich am Ende auf 28,90 Punkte ausweitete!
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INFORMATIONEN diesmal ganz aus Potsdamer Sicht (was eigentlich nur für die enge Mitarbeit der Potsdamer und ihrem „tambour“ spricht):
Im Rahmen einer Festveranstaltung des Rates der Stadt Potsdam wurde der Fanfarenzug der SG Dynamo Potsdam-Stadt zum viertenmal mit dem Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet.
Für die hohe Einsatzbereitschaft zu zahlreichen bedeutungsvollen Auftritten erhielt der Fanfarenzug ein Friedensdiplom.
1983 wurden bei der Ertel-Mannschaft aus Potsdam 136 Einsätze gezählt. Im 84er Jahr waren es bis dato bereits 125. Eine tolle Bilanz!
Im Oktober dieses Jahres wurden die Leistungen des Potsdamer Fanfarenzuges im Rahmen des Friedensaufgebotes von 1982 bis 1984 gewürdigt. Dem Kollektiv wurde ein rotes Ehrenbanner des Zentralkomitees der SED mit den Bildnissen von Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck verliehen. Auch die ZSK und die „tambour“-Redaktion gratulieren.
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Hätten einige Kollektive die Pflicht nicht zur „notwendigen Wettkampfübung“ (hoffentlich war nicht notwendiges Übel gemeint) gemacht, wären sie viel besser den Anforderungen in der Kür gerecht geworden, hätten unter Umständen eine andere Plazierung und eine bessere Punktwertung erreicht.
Wenn die Fanfarenmusik „von der Kür lebt“ würde ich dem Sektor Spielleute und der Kommission Technik vorschlagen, einmal über die Abschaffung der Pflicht zu diskutieren. Auch Vorteile würden dabei herauskommen:
- Man könnte den Wettkampf an einem Vor- bzw. Nachmittag ablaufen lassen
- Freistellung und möglicherweise Übernachtungsprobleme würden auf ein Minimum beschränkt werden
Aber Spaß beiseite. Unser Wettkampf im DTSB der DDR lebt wie im Sport von der Pflicht und der Kür, aber in der Kür nicht in der dargestellten Form, sondern in der musikalisch-choreographischen Einheit. Der Vorschlag, in der Perspektive keine Pflichtitel mehr in der Kür zu verwenden, würde sicher weiter zur Belebung der Fanfarenmusik beitragen. Aber haben schon alle Kollektive die Voraussetzungen, um eigene Titel anzubieten? Für die nahe Zukunft wird weiterhin die Möglichkeit des Verwendens von Pflichttiteln in der Musikschau bestehen. Dem Aufsteiger in die Sonderklasse wird sogar als Ausnahme die Verwendung von vier Pflichttiteln gestattet!
Die entscheidenden Elemente einer Kür sind eine effektive Einheit von Musik und Choreographie, von Musik und Bewegung. Dabei trägt der Einsatz einer niveauvollen Kleidung zum ausdrucksvollen Gesamtbild bei.
Übrigens steht die Bewegung in der Kür nicht gleichberechtigt neben der Musik. Hauptpunkt I, II und III bewertet bekanntlich das notengerechte Spiel der Bläser und Trommler (12 Kampfrichter) und Hauptpunkt IV die Stabführung, Einsatz und Abriß und den Gesamteindruck.
Ein Verhältnis von 3:1, 30,00 Punkte für die Musik und 10,00 Punkte für die Bewegung, davon geht noch die Stabführung und Einsatz und Abriß ab. Ich meine, das Verhältnis zugunsten der Musik müßte doch ausreichend sein!
Darüber hinaus muß ich widersprechen, „die Kollektive, die sich bewegen, gehen musikalische Risiken in Fragen von Unsauberkeiten und Asynchronitäten ein“. Der DDR-Meister 1984, der Fanfarenzug „Dr. Richard Sorge“, erreichte bekanntlich 37,15 Punkte in der Kür!
Der Vorschlag bzw. die Feststellung, daß Fanfarenmusik in geeigneter Konzertaufstellung gegenüber einer Musikschau in der Bewegung Zuschauer begeistern kann, muß in der Praxis bewiesen werden. Bewiesen ist ‚die Begeisterung der Zuschauer bei Musikschauen von Fanfarenzügen in der Bewegung. Darüber hinaus sollte man nicht in den Fehler verfallen, Fanfarenzüge mit Spielmannszügen zu vergleichen. Bei den Spielmannszügen gibt es von der Tradition her eine andere Entwicklung, wobei zu bemerken ist, das auch Spielmannszüge sich im Arbeiter-Turn-Verein bzw. RFB marschierend vorwärts bewegt haben. Musikalisch haben die SZ ebenfalls ganz andere Möglichkeiten wie ein Fanfarenzug!
War es doch ein Fanfarenzug, der Fanfarenzug Neustadt/Orla, der 1967 als erstes Spielleutekollektiv beim Fest der Jugend und des Sports im damaligen „Walter-Ulbricht-Stadion“ mit einer Choreographie, einer Musikschau in Bewegung, aufwartete. Aus diesem Auftreten entstand die Idee und die Durchführung der Musikschau der Spielleute zum V. Turn- und Sportfest 1969 in Leipzig. Aufmerksam auf die Spielleute ist man nicht durch dargebotene Standmusiken geworden!
Einige Bemerkungen zur durchdachten WKO der Fanfarenzüge. Die gegenwärtige Wettkampfordnung mit seinen entwicklungsbedingten Änderungen hat wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Fanfarenzüge des DTSB der DDR. Durch diese WKO mit der Forderung nach Formveränderungen, die mit 8 für die Sonderklasse viel zu gering ist, waren die Fanfarenzüge 1977 und 1983 in der Lage, zu tragenden Elementen in der Choreographie des VI. und VII. Turn- und Sportfestes zu werden. Vieles wäre einem Leiter des Gestalterkollektivs, Rolf Loreenz, in der Arbeit mit den Teilverbänden leichter gefallen, wenn auch in anderen Genres choreographische Vorkenntnisse in Fragen der Bewegung durch eine WKO (SZ, SK, Blaso) vorhanden gewesen wären. Die WKO müßte in der Perspektive in allen Genres die Forderung nach choreographischen Elementen erheben, um relativ schnell bei Großveranstaltungen eine bewegungsreiche Musikschau darbieten zu können. Darüber hinaus ist diese Forderung eine politische Frage. Beim gegenwärtigen Stand in der ökonomischen Entwicklung der Volkswirtschaft sind Freistellungen von Spielleuten notwendigerweise schon heute zu einem Problem geworden. Für die Zukunft heißt das, mit geringstmöglichem Aufwand den größten Nutzen erzielen. Es kommt darauf an, über den Rahmen seines Kollektivs zu sehen und das Ganze im Auge zu behalten.
Die Fanfarenmusik hat die ihr klassisch zugewiesenen Bereiche der Musik teilweise verlassen und ist sogar zu konzertanter Spielweise übergegangen. (Zitat H. Schröder)
Liebe Fanfarenzüge, wie könnt ihr die Euch klassisch zugewiesenen Bereiche denn verlassen!
Was sind eigentlich klassisch zugewiesene Bereiche der Fanfarenmusik, und wer weist diese zu?
Die Aufzählung der entsprechenden Beispiele für Standmusiken (sollten sie auf die heutige Zeit des Entstehens bezogen sein) ist falsch. Festmusiken, Festfanfaren, Festmärsche, Reitermärsche, Jagdfanfaren, Turmmusiken, Finalmusiken und wie sie sonst genannt werden, gab es schon im 16. und 17. Jahrhundert und früher. Man hat nämlich schon Fanfare geblasen, und zum großen Teil komplizierter, ehe an unsere Kollektive zu denken war! Diese vom Sportfreund Schröder bezeichneten „Standmusiken“ bis hin zu Kanons, Walzer, Potpourris, Boleros, Jazz und Beatelemente, kann man aber durchaus in der Bewegung vortragen. Man muß es eben nur Können, wie den Walzer beim VI. oder Bolero zum VII. Turn- und Sportfest.
Die Einführung von Kesselpauken übrigens bindet nur einen oder mehrere Sportfreunde, muß aber nicht in der ganzen Musikschau so sein, am Platz. Nichts spricht gegen eine Bewegung der Bläser und Trommeln, außer, wenn ein gewollter Ruhepunkt bei der Musikschau beabsichtigt ist.
Die Wettkampfordnung der Fanfarenzüge wird im Rahmen der Kommission Technik nur so verändert, daß die Anforderungen an die Kollektive weiter systematisch erhöht werden. Das betrifft sowohl den Durchschnittsschwierigkeitsgrad, als auch die Anzahl der Formveränderungen sowie das Auftreten der Kollektive der LK und Allgemeinen Klasse zu den Bezirksmeisterschaften.
Die Praxis der letzten 10 Jahre hat eindeutig den Beweis erbracht, daß die Kollektive, die eine effektive Einheit von Musik und ideenreicher Choreographie (unbedingt Bewegung) geboten haben, sehr erfolgreich waren und sind und zu den Stammkollektiven unseres Landdes zählen (Potsdam, Hettstedt, Hoyerswerda, Strausberg, Greiz und Zeitz).
Übrigens: Eine der Reaktionen nach der DDR-Meisterschaft 1984 von Peter Misch, FZ Zeitz (Bezirk Halle) war: „Ich erhöhe die Anzahl auf mindestens 75 Sportfreunde, um mehr Bewegung und choreographische Elemente 1985 darbieten zu können, um die Ausstrahlungskraft unseres Kollektivs weiter zu erhöhen“.
Eine, mir scheint richtige Schlußfolgerung, wenn man die Bewegungsabläufe der Spitzenkollektive analysiert hat und zu den nächsten Höhepunkten wie dem VIII. Turn- und Sportfest 1987 bestehen will.
Kräftig auf die Pauke gehauen...
... wurde auch in der Oderstadt Frankfurt. Drei Spielmannszüge und ein Fanfaren-Kollektiv marschierten im Oktober von vier Stellplätzen im Sternmarsch zum Platz der Republik, dem Zentrum der immer schöner werdenden Bezirksmetropole. Sie kamen vom sowjetischen Ehrenmal, vom Hauptbahnhof, vom Leipziger Platz und dem Karl-Marx-Monument an der Magistrale. Vor- und Nachmittags spielten sie und beendeten mit einem klangvollen Stelldichein am Rathausplatz ihr Treffen.
Das Spielleutewesen entwickelte sich in Frankfurt/Oder zuerst bei der BSG Lok, wo sich Erich und Heinz Paech, Horst Steinicke, Alfred Schuhknecht von Beginn an engagierten. Die Lok-Musikanten traten bei zahlreichen Demonstrationen auf, waren bei kulturellen und sportlichen Höhepunkten dabei und vertraten die Farben der Stadt auch bei Turn- und Sportfesten. Seit vielen Jahren ist das VTK, Betriebsteil Frankfurt/Oder, der Trägerbetrieb der Spielleute, die schon mehrmals als Bezirksmeister und als Volkskunstkollektiv ausgezeichnet werden konnten. 45 Mädchen und Jungen ab der zweiten Klasse gehören mittlerweile zur musikalischen Mannschaft.
Anmerkung der Redaktion: Wir entnahmen diese Information dem „Neuen Tag“. Der Text begann mit einem Fehler zum Schmunzeln: ... wurde am Sonntag in unserer Stadt, als sich über 100 Klangkörper trafen. Na, vier anwesende Kollektive bis 100 ist doch ein Unterschied von 96...
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Fundbüro
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Woanders gelesen
LAUSITZER RUNDSCHAU — COTTBUS
In den Schulen von Hoyerswerda ist der Fanfarenzug der Sportgemeinschaft Pionierhaus ein gern gesehener Gast. Mitglieder des Klangkörpers gaben im zurückliegenden Schuljahr bei Fahnenappellen und anderen Höhepunkten im Schulleben ihre musikalische Visitenkarte ab.
Auch am Nationalen Jugendfestival nahm der renommierte Fanfarenzug unseres Bezirkes teil. Als „Chefin“ der Vereinigten Fanfarenzüge der DDR sorgte die Hoyerswerdaer Stabführerin Antje Pohl für stimmungsvolle Untermalung der Schwimmschau „Festival-Kaskade“ im Berliner Friesenstadion.
Bei den DDR-Meisterschaften 1984 belegten die Hoyerswerdaer in heimischer Umgebung den zweiten Platz hinter Potsdam. Die Choreographie für ihr Programm gestalteten die Mitglieder des Klangkörpers selbst.
Aus den Reihen der Marschtrommler kommt der 19jährige hoffnungsvolle Nachwuchskomponist Andreas Wagner. Er hat bisher sieben Titel geschrieben, von denen der Bundesvorstand des DTSB der DDR einige auch für andere sportliche Musikformationen der Republik erwerben will.
Die 14 verschiedenen Gruppen des Fanfarenzuges treffen sich mehrmals in der Woche zu ihren Proben. Die Übungsleiter sind selbst in diesem Kollektiv groß geworden. Bei über 50 Einsätzen im Schuljahr vereinigen sich Marsch- und Hochtrommeln, Ventil- und Tenorfanfaren sowie Posaunen zu harmonischem Klang. Neben Märschen prägen Rumba-, Foxtrott- und Rock’n-Roll-Rhythmen das Programm.
Die Teilnahme an großen Veranstaltungen wird mit Urkunden gewürdigt, von denen langjährige Mitglieder bereits über 600 besitzen. Höhepunkte in der 31jährigen Geschichte des Fanfarenzuges waren Auftritte beim VIII., IX. und X. Parteitag der SED, bei zwei Jugenfestivals der FDJ, Turn- und Sportfesten sowie Arbeiterfestspielen. An der Spitze des sportlichen Musikkollektivs steht seit dessen Gründung Hans-Dieter Kjesa.
Luisenthaler Jubilare


Wir möchten unser Mitteilungsblatt herzlich bitten, zwei Jubilaren aus Luisenthal auch auf diesem Wege herzlich zu gratulieren. Es sind die Spielmänner Gerd Schatz (oben links) und Walter Horn. Unser Gerd wurde am 26. September 50 Jahre alt und ist ein langjähriger Übungsleiter für die Lyraspieler und selbst noch aktiv. Walter wurde am 9. Oktober 65 Jahre alt. Er ist langjähriger Übungsleiter der Tamboure und Ehrenstabführer vom Erwachsenen-Spielmannszug der BSG Traktor Luisenthal. Wir wünschen beiden weiterhin alles Gute, Gesundheit, Wohlergehen und Schaffenskraft sowie weiterhin viel Freude in unserem Kollektiv.
Im Namen der Spielleute von Traktor Luisenthal
Walter Triebel
Anmerkung der Redaktion: Auch der „tambour“ schließt sich den Glückwünschen an!
Urlaubsgrüße, Urlaubsgrüße
Dem „tambour“-Redakteur und allen Lesern unseres Mitteilungsblattes senden die herzlichsten Urlaubsgrüße von der Ostsee: Walter Koch (Hettstedt), Peter Ahlborn (Helbra), Rainer Scheffler (Hettstedt), Helmut Mey (Berlin) nebst Familien. Wir sind im FDJ-Zeltlager „Philipp Müller“ des Walzwerkes Hettstedt untergebracht und sammeln hier auch Kraft für unsere Aufgaben innerhalb der Spielleutebewegung. Ein „intimer“ Gruß an den „tambour“-Redakteur sei angefügt: Säckel, mach weiter so!
Anmerkung der Redaktion: Auch für die anderen Urlaubsgrüße, die von der Verbundenheit der Leser und Spielleute zu ihrem Mitteilungsblatt zeugen, danken wir ganz herzlich. Und: Wir machen weiter so, wollen uns aber in Sachen pünktliche Lieferung des „tambour“
Kein Freibier, aber Witze frei Haus gab’s auch diesmal an unserer „tambour“-WITZOTHEK. Und so lachten sich sechs Querpfeifen ganz rund über...

(1) Ein Maler zu einem Studenten der Kunsthochschule: „Es ist gar nicht so schwer, einen Auftrag für ein Porträt zu erhalten. Das Porträt zu zeichnen ist ebenfalls ganz einfach. Viel schwerer ist es, den Auftraggeber davon zu überzeugen, daß er es ist, den man auf dem Bild dargestellt hat.“
(2) Tante Ellen: „Warum hast du denn den Aufzug nicht benutzt und bist zu Fuß heraufgestiegen?“ — Helmut: „Da war ein Schild dran: Nur für acht Personen. Und ich war doch ganz allein...“
(3) „Und Sie garantieren mir, daß diese Truhe wirklich gotisch ist?“ — „Natürlich!“ — „Gibt es dafür einen überzeugenden Beweis?“ — „Aber gewiß doch.“ — „Und der wäre?“ — „Die Holzwürmer in dieser Truhe sprechen mittelhochdeutsch miteinander.“
(4) Ein Angler zu einem am Teich stehenden Urlauber: „Bis ich den Fisch hier heraus hatte, mußte ich mich eine ganze Stunde abmühen.“ Darauf der Urlauber: „Das kenne ich. Es ist halt ein Kreuz mit diesen Büchsenöffnern.
(5) Eingehend betrachtet ein Kassierer den Hundertmarkschein, den ihm der Kunde gab. „Bedaure, das Geld ist falsch. Das kann ich nicht annehmen.“ — „Ich weiß“, entgegnet dieser, „ich will mir ja von dem Geld nichts kaufen, ich will den Schein nur wechseln.“
Einen Tusch...
... all jenen, die sich schnell etwas für das Fundbüro im Dezemberheft ’84 einfallen ließen. Spaß wird da zum Jahreswechsel groß geschrieben — Gedichte, Witze, Zeichnungen und vieles mehr sind da zu sehen.

Herausgeber: Bundesvorstand des DTSB der DDR, Abteilung Propaganda/Kultur, Sektor Spielleute
Verantwortlicher Redakteur: Jörg Kotterba
Veröffentlich unter der Lizenz Nr. 698 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR
Satz und Druck: Typodruck, Bereich Döbeln, III-8-4
Zuschriften an: Jörg Kotterba, 1035 Berlin, Boxhagener Straße 35 — Telefon: Berlin 244-3618 (von 11 bis 17 Uhr)
Redaktionsschluß: Für Ausgabe 2/1985 am 4. Januar, für 3/1985 am 1. Februar ’85.